Ausprobiert: Laufend Müll sammeln Der schwedische Fitness-Trend Plogging hat die TU Braunschweig erreicht
ABBA, Pippi Langstrumpf und Möbel zum selbst Zusammenbauen. Die Liste der erfolgreichen Exporte aus Schweden ist lang. Aktuell ist es ein spezieller Fitness-Trend, den die Skandinavier nach Deutschland exportieren konnten: das Plogging. Der Begriff setzt sich zusammen aus „plocka“, dem schwedischen Wort für „aufheben“, und Jogging. Die Idee: Ausgerüstet mit Handschuhen und Mülltüten sammeln Sportlerinnen und Sportler während des Laufens Müll auf, den sie am Wegesrand finden. Seit kurzem bietet auch das Sportzentrum der Technischen Universität Braunschweig Plogging an. Unsere beiden Volontäre Anna Krings und Markus Hörster haben es ausprobiert.
Sonntagmorgen, 11 Uhr. Schon auf dem Weg zur Sporthalle an der Beethovenstraße fängt es an zu regnen. Aber der kühle März-Regen kann uns acht „Plogger“ nicht davon abhalten, eine Runde um den Campus zu drehen. Finn Eichler organisiert das Plogging. Er kennt das Workout aus Hildesheim, wo er Sport studiert. Deshalb hat er das Sportzentrum der TU Braunschweig gefragt, ob auch hier Interesse an der Trendsportart besteht, die Fitness mit dem ökologischen Gedanken verbindet. „Die waren gleich Feuer und Flamme dafür“, freut sich Eichler. Seit dem Herbst findet Plogging etwa einmal im Monat statt – im Sommer vielleicht häufiger, je nachdem, wie viele Leute sich dann dafür begeistern können.
Die Gruppe ist heute gut gemischt. Es sind geübte Ploggerinnen und Plogger dabei und auch blutige Anfänger wie wir. Vor dem Start verteilt Finn Mülltüten und Einweghandschuhe. Schließlich möchte man ja nicht alles, was man auf der Straße findet, mit den bloßen Händen anfassen. Und dann geht es los. Schon auf den ersten 100 Metern werden wir fündig und sammeln zum Beispiel ein Werbeschild einer der letzten Mensa-Partys auf. Hinter der Mensa 2 biegen wir ab in Richtung Langer Kamp. „Ganz oft finden wir Kärtchen, die Autohändler immer an die Autos stecken“, sagt Eichler. „Aber auch Radkappen“, berichtet eine Teilnehmerin. Und tatsächlich wird auch heute eine im Müllbeutel landen.
Über die Hans-Sommer-Straße führt unsere Route in Richtung Hauptcampus. Hinter dem Haus der Wissenschaft werden unsere Müllsäcke so schwer und unhandlich, dass wir den Inhalt in die dort stehenden Müllcontainer zum ersten Mal ausleeren. Damit werden also auch Arme und Schultern trainiert. Insgesamt ist Plogging ein effektives Intervall-Training – durch Stoppen, Bücken, Weiterlaufen wird der ganze Körper ordentlich in Schwung gebracht.
Am Altgebäude vorbei geht es weiter zum Parkplatz der Mensa in der Katharinenstraße. Dort finden wir zum Beispiel einen alten Schuh, einen Schlüssel, eine Postkarte aus Großbritannien und ein ganzes Bündel nicht ausgetragener Zeitungen, das sich durch den Regen schon mit Wasser voll gesogen hat und dadurch kaum zu tragen ist. Zeit, unsere Säcke erneut zu leeren.
Langsam wird es bei dem Dauerregen kalt und ungemütlich. Wir entscheiden uns angesichts der fortgeschrittenen Zeit, etwas schneller in Richtung Startpunkt zu laufen. Dabei wird uns zum Glück wieder wärmer. Fünf Kilometer sind am Ende zusammengekommen. Das Lauftempo ist sehr entspannt. Auch völlig untrainierte Läuferinnen und Läufer können also mitmachen.
Es war für uns eine interessante Erfahrung, Plogging einmal auszuprobieren. Bei schönem Wetter macht es sicherlich noch viel mehr Spaß. Auf jeden Fall wurde uns beim Plogging bewusst, wie viel Müll auf der Straße herumliegt, an dem die meisten Leute einfach vorbeigehen. Das sieht nicht nur hässlich aus, sondern ist auch schlecht für unsere Umwelt und Tiere, die den Müll als Nahrung ansehen und davon krank werden oder sogar sterben.