16. November 2017 | Magazin:

Auf dem Weg zu einem barrierefreien Studium Nora Hartwig ist Beauftragte für Studierende mit Behinderung oder chronischen Krankheiten

Eine Treppe zum Hörsaal hier, ein fehlender Sitzplatz da, eine schwer lesbare oder hörbare Präsentation dort: Studierende mit Behinderung oder chronischen Krankheiten sind mit vielfältigen Schwierigkeiten konfrontiert. Sie benötigen oft Unterstützung und Informationen, um alle Herausforderungen rund um das Studium zu meistern. Seit dem 1. Oktober ist Nora Hartwig die Beauftragte für Studierende mit Behinderung oder chronischen Krankheiten an der Technischen Universität Braunschweig.

Beratung als Brücke

Für elf Prozent der Studierenden in Deutschland ist der Weg in den Hörsaal lang und häufig beschwerlich: Sie absolvieren ihr Studium mit gesundheitlicher Einschränkung. Das belegt die aktuelle Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. Häufig haben die Studierenden mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten bereits Barrieren auf dem Weg zum Studium überwunden und sich ein privates Netz mit Unterstützenden aufgebaut.

Nora Hartwig berät sowohl Studieninteressierte als auch Studierende mit gesundheitlichen Einschränkungen in jeder Phase des Studiums. Dabei versucht sie, „Brücken“ zwischen dem individuellen Bedarf und den realen Gegebenheiten zu bauen, die den besonderen Bedürfnissen im Studienalltag gerecht werden. „Viele brauchen zunächst verständnisvolle Ansprechpersonen, die sie unterstützen“, so Hartwig.

Kopbild von Nora Hartwig mit braunem langen Haar und einer hellblauen Bluse vor grünem unscharfem Hintergrund

Nora Hartwig wurde als Beauftragte für Studierende mit Behinderung oder chronischen Krankheiten an der Technischen Universität Braunschweig vom Präsidium ernannt. Foto: Leevke Struck/ TU Braunschweig

Auch lehrende und beratende Beschäftigte der TU Braunschweig können sich den Rat von der Beauftragten holen. Sie vermittelt zwischen den Studierenden und Lehrenden und zeigt individuelle Möglichkeiten auf. „Wenn zum Beispiel das Handout auf Grund einer Sehbeeinträchtigung nicht gut lesbar ist oder im Seminar Gruppenarbeit nicht möglich ist, versuchen wir gemeinsam eine Lösung zu finden“, sagt die Kommunikationswissenschaftlerin und ergänzt: „Einige Studierende mit gesundheitlichen Einschränkungen informieren sich erst einmal ganz allgemein über die Möglichkeiten an der TU Braunschweig und managen dann ihr Studium komplett selbst.“ In ausgewählten Hörsälen der TU Braunschweig können zum Beispiel Veranstaltungen aufgezeichnet und über Stud.IP zugänglich gemacht werden.

Nicht nur bauliche Barrierefreiheit

Ob Zugänglichkeit, Orientierungshilfen oder Induktionsschleifen – Hartwig wird künftig auch in die baulichen Planungen an der TU Braunschweig einbezogen. „Der Begriff „Barrierefreiheit“ beschränkt sich aber nicht ausschließlich auf Baumaßnahmen. Sondern dieser steht für den kontinuierlichen Abbau von verschiedenen Barrieren, die Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen die selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe an Studium erschweren“, erklärt Hartwig.

Die Grundlage für die Lösungen ist jedoch immer eindeutig: Die Studierenden haben ein Recht darauf, diskriminierungsfrei und chancengleich zu studieren. Das regeln die UN-Behindertenrechtskonvention, das Grundgesetz, das Hochschulrahmengesetz und die Landeshochschulgesetze. „Wichtig ist mir, dass die Barrieren nicht einen Studienabbruch zu Folge haben“, betont Hartwig.

Zur Person

Nora Hartwig studierte an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Cultural Engineering und absolvierte an der Technischen Universität Braunschweig den Master Medientechnik und Kommunikation. Seit Januar 2014 verstärkt Hartwig das Team um Dr. Sandra Dittmann im Gleichstellungsbüro und baute die Koordinierungsstelle Diversity von Beginn an mit auf. Im Oktober 2017 wurde sie vom Präsidium zur Beauftragten für die Belange behinderter und chronisch erkrankter Studierender ernannt.