Ankunft auf dem Dach der Welt Logbuch TransTiP – Teil 4: Expeditions-Vorbereitungen in dünner Luft
Das Team des internationalen DFG-Graduiertenkollegs TransTiP ist in Lhasa, der Haupstadt Tibets, angekommen. Vor der Fahrt ins Gelände müssen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch einiges vorbereiten: organisatorische Details klären, Laborbedarf, Bohrgeräte, Boote und Zelte überprüfen, Gastgeschenke besorgen. Außerdem müssen sich alle an die Höhenluft gewöhnen. Dr. Nicole Börner, Kim J. Krahn und Alexandra Müller vom Institut für Geosysteme und Bioindikation berichten von ihren ersten Eindrücken in Tibet.
„Am Sonntag-Vormittag ging endlich unser Flug von Chengdu aus Richtung Tibet. Nach zweieinhalb Stunden Flugzeit landeten wir sicher in Lhasa auf einer Höhe von 3.600 Metern. Verabschiedet wurden wir vom Piloten noch mit dem Hinweis, dass einige Reisende sehr sensibel auf die Höhe reagieren und wir uns beim Ausstieg nicht überanstrengen sollen. Teilweise direkt bei der Ankunft, spätestens aber gegen Abend machte sich die dünnere Luft und die daraus resultierende reduzierte Sauerstoffversorgung bei den meisten der Team-Mitglieder deutlich bemerkbar. Kopfschmerzen, trockene Schleimhäute und Übelkeit sind häufige Begleiter in diesen Höhen. Was man dagegen tun kann? Viel Wasser trinken, schlafen und einen Gang herunter schalten. Das Aufstehen am Morgen fiel zunächst schwer, aber nach ein paar Tagen hatten sich die meisten akklimatisiert, auch wenn Joggen, schnelles Treppensteigen und Luftsprünge noch in weiter Ferne liegen.
Lhasa – eine Stadt zwischen Tradition und Tourismus
Lhasa ist eine sehr schnell wachsende Stadt, die mittlerweile stark vom Tourismus geprägt wird. Trotzdem haben wir uns sofort willkommen gefühlt. Wir haben die Tibeterinnen und Tibeter als sehr herzlich, offen und interessiert kennengelernt. Egal, wo wir langelaufen sind, überall begrüßten uns freundlich lächelnde Gesichter in traditionell tibetischen Roben. Besonders Kinder scheinen von uns fasziniert zu sein und suchen den Kontakt. Sie scheuen sich auch nicht, die paar englischen Sätze, die sie bereits in der Schule gelernt haben, auszuprobieren. Auch die immer noch spürbare Verbindung zu Religion und Traditionen begeistert uns immer wieder.
Tetris Chinese-style
Natürlich kommt auch die Arbeit bei den ganzen neuen Eindrücken und Schwierigkeiten mit der Höhe nicht zu kurz. Immerhin geht es am Freitag ins Gelände, und es muss noch viel vorbereitet werden. Am Dienstag sind wir zu unserem chinesischen Partnerinstitut, dem Institute of Tibetan Plateau Research (ITP) gefahren. In großer Runde wurden dort zuerst organisatorische Feinheiten besprochen und schließlich das Equipment gecheckt, das seit der letzten Feldarbeit im Sommer 2018 dort lagert. Neben dem typischen Laborbedarf, wie Chemikalien und Gefäße, mussten auch unsere Boote, Bohrgeräte und Zelte kontrolliert werden. Je nachdem, was noch gefehlt hat, wurden Listen für einen letzten Einkauf angefertigt, bevor es losgeht. Auch für die Verpflegung muss gesorgt werden. Und bei 21 Leuten, die teilweise mehrere Wochen im Gelände bleiben, kommt da Einiges zusammen.
Anschließend musste noch alles auf einen kleinen LKW gepackt werden, dessen Ladefläche zuerst viel zu klein schien. Doch mit genug Ausdauer, Geschick und dem richtigen Aufeinanderstapeln – unterstützt durch die erfahrenen chinesischen Fahrer – konnten wir unsere Sachen erfolgreich für den Weg zum Nam Co verstauen. Dort werden wir sie am Freitag in Empfang nehmen. Der Großteil unserer Ausrüstung wurde aber zum Glück schon früher per Luftfracht direkt nach China gebracht und ist mittlerweile gut an der Forschungsstation eingetroffen.
Gern gesehen: Gastgeschenke
Bei einem weiteren Besuch des ITPs haben wir zusammen mit unseren chinesischen Kolleginnen und Kollegen einen wissenschaftlichen Workshop veranstaltet. Dieser begann mit einem Vortrag über die Forschungsarbeit auf dem Tibetischen Hochland unseres Kollegen Yu Zhengliang, der uns auch zum Nam Co begleiten wird. Anschließend kamen alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu einem interaktiven Spiel zusammen, dessen Ziel es war, die eigenen Forschungsräume und Zeitskalen in Relation zu denen der Kollegen zu setzen. Einige von uns hatten zudem das Vergnügen, zur Tibet Universität eingeladen zu werden. Ciren Yangzong, der wir bereits während der Sommerschule begegnet sind, gab eine private Führung über den Campus und hat viele hilfreiche Tipps für das Zusammentreffen mit Tibetern während der Feldarbeiten gegeben. Sie erzählte auch, welche Gastgeschenke großen Anklang finden. Ein kleiner Tipp: Es ist süß und vorzugsweise aus Deutschland mitzubringen.
In unserem nächsten Beitrag berichten wir direkt vom Nam Co aus über die ersten Tage unserer Feldarbeit.“
Text: Dr. Nicole Börner, Kim J. Krahn, Alexandra Müller