An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis in der Arbeitswelt Die Kooperationsstelle Hochschulen-Gewerkschaften SüdOstNiedersachsen
Wissenstransfer ist neben Forschung und Lehre eine der wichtigen Aufgaben von Hochschulen und ein Schwerpunkt der Arbeit der Kooperationsstelle Hochschulen-Gewerkschaften. Dr. Britta Wittner, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kooperationsstelle, gewährt einen Blick hinter die Kulissen.
Frau Wittner, was genau ist die Kooperationsstelle Hochschulen-Gewerkschaften?
Die Kooperationsstelle wurde 1996 als Projekt in Braunschweig gegründet. Seit 1999 ist sie als Institution an der TU Braunschweig etabliert. Der Arbeitsschwerpunkt, den wir hier verfolgen, nennt sich ‚Zukunft der Arbeit‘. Dieses Thema passt inhaltlich sehr gut zu den Themen an der TU Braunschweig sowie zu den anderen Hochschulen der Kooperationsstelle. Etwa der TU Clausthal, der Ostfalia oder der HBK Braunschweig.
Wissenstransfer ist ein Schwerpunkt Ihrer Arbeit. Welche Schnittstellen gibt es und wie kann die Kooperationsstelle den Wissenstransfer der TU Braunschweig unterstützen?
Lange Zeit lag der Fokus vieler Hochschulen auf dem Technologietransfer, also dem Austausch technologischen Wissens. Doch Wissenstransfer ist noch viel mehr! Mittlerweile hat sich Third Mission neben der Forschung und der Lehre als drittes Handlungsfeld für viele Hochschulen etabliert. Dieser Wissenstransfer war schon Kernaufgabe der Kooperationsstellen, bevor diese so hieß. Unser Ziel ist es hier, eine Schnittstelle zwischen Hochschulen und Gewerkschaften zu sein. Denn Wissenstransfer darf nicht nur als Technologietransfer gesehen werden.
Um gesellschaftspolitische Veränderung mit Forschungsergebnissen zu erzielen reicht eine Vernetzung mit Arbeitgebenden nicht aus. Auch Arbeitnehmende müssen direkt eingebunden werden. Die Kooperationsstellen organisieren den Dialog zwischen Wissenschaft und Arbeitswelt, sodass beide Seiten voneinander lernen und profitieren können. Das klappt, indem wir einerseits aktuelle Forschungsergebnisse in die Arbeitswelt transferieren und andererseits dafür sorgen, dass die Interessen und Probleme der Arbeitnehmenden in der Wissenschaft stärkere Beachtung finden.
Eine Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Gewerkschaften kann so zum Beispiel dazu beitragen, Weiterbildungsangebote bedarfsgerecht anzubieten, Innovation und Transfer so zu gestalten, sie im Sinne guter Arbeit gestaltet sind und das öffentliche Leben in der Region voranzubringen. So kann auf vielen Ebenen die Vernetzung zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft gestärkt werden.
Eines Ihrer Ziele ist es, die Vernetzungs- und Kooperationsmöglichkeiten zwischen Wissenschaft und Arbeitswelt zu fördern und zu stärken. Wie gehen Sie dieses Ziel an?
In der Region passen die Hochschulen und Betriebe inhaltlich sehr gut zueinander. Das heißt, in Betrieben und der Forschung sind ähnliche Themen wichtig. Sozial-ökologische Transformation spielt beispielsweise in der Praxis eine ebenso wichtige Rolle wie die Zukunft der Großindustrie und Automobilbranche in der Region. Diese Schwerpunkte finden sich auch in den Forschungsschwerpunkten Mobilität und Stadt der Zukunft an der TU Braunschweig wieder. Wir haben Entwicklungen auf beiden Seiten im Blick, verbinden diese miteinander und helfen Netzwerke zu knüpfen.
Für Forschende ist auch spannend, dass über uns schnell Zugänge zu Betrieben und Organisationen entstehen und wir gern Referent*innen aus Gewerkschaften zu aktuellen Fragestellungen vermitteln. Außerdem unterstützen wir, wenn Forschende Expert*innen für Gewerkschaften werden möchten.
Um das ein bisschen plastischer zu machen, erzählen wir immer gern von unseren typischen Aufgaben: Wir sind viel in Absprachen mit Gewerkschaften und den Hochschulen. Häufig kommen beide Seiten bereits mit Themen auf uns zu. Wir halten dennoch immer die Augen auf, bleiben informiert und schauen, was gerade in der Region, in den Betrieben und an der TU Braunschweig wichtig ist. Wir organisieren Veranstaltungen mit allem, was dazu gehört: Personen aus der Wissenschaft finden, die thematisch passen, sie einladen, die (digitale) Umsetzung planen und häufig selbst moderieren. Auch in der Forschung sind wir involviert. Sei es, indem wir bei Anträgen unterstützen, in Beiräten sitzen oder eigene inhaltliche und methodische Expertise einbringen.
Wie sieht für Sie als Kooperationsstelle, gerade an einer Technischen Universität, die ideale Zusammenarbeit aus und welche Ziele möchten Sie mit Ihrer Arbeit an der TU Braunschweig erreichen?
Wie die ideale Zusammenarbeit aussieht, ist sehr, sehr unterschiedlich. Das bestimmen wir auch nicht selbst, sondern wird von den Menschen, die wir zusammenbringen, entschieden. Geht es um den Wissensaustausch, können Diskussionsrunden, Vorträge oder Runde Tische sinnvoll sein. Geht es um Forschungsthemen und -projekte, ist auch die gemeinsame Konzeption zu berücksichtigen, sodass später praxistaugliche, empirische Ergebnisse entstehen können.
Da Konzepte zum Thema Third Mission und Wissenschaftskommunikation immer innovativer werden, sprechen wir in einem Interviewprojekt an der TU Braunschweig, der TU Clausthal und der Ostfalia sowie in den Gewerkschaften mit Personen, welche Formate sie sich wünschen und wie sie selbst die Zusammenarbeit gestalten möchten.