30. November 2021 | Magazin:

Spotlight: Die Kraft der Netzwerke Themen und Termine der Präsidentin

„Wissenschaft wird nicht alleine gemacht. Fortschritte werden erst durch Gespräche und den Austausch mit anderen erzielt.“

Carol W. Greider
(* 1961, San Diego, USA, Molekularbiologin, 2009 Nobelpreis für Physiologie/Medizin)

 

Professorin Angela Ittel. Bildnachweis: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Netzwerke werden heute vielfach gepriesen. Sie gelten insbesondere als Instrument für die eigene Karriereentwicklung und Mittel zur Erreichung beruflicher Ziele. Netzwerke stärken nicht nur ihre individuellen Mitgliedern, sondern bieten schier unendliche Entwicklungsmöglichkeiten, sie schaffen einen Raum für Synergien und Kreativität. Ich selbst habe von Netzwerken in der Wissenschaft und im Wissenschaftsmanagement enorm profitiert und trage gern dazu bei, Menschen zu vernetzen. Dies möchte ich auch an der TU Braunschweig umsetzten und berufliche Netzwerke stärken.

Netzwerken ist kein Selbstzweck. Im Wissenschaftssystem hat jede*r viel zu tun und muss sorgfältig eruieren, wo die eigene Energie investiert werden sollte. Die eigene „Scientific Community“ ist meist das erste und wichtigste Netzwerk, dass es im Rahmen wissenschaftlicher Berufsperspektiven auf- und auszubauen gilt. Schließlich sind es nach wie vor die Fachgesellschaften, die über die Qualität und Nachhaltigkeit der eigenen Arbeit im Wissenschaftssystem entscheiden. Hier ergeben sich neben dem fachlich bereichernden Austausch oft auch konkrete Optionen für Antragstellungen und Verbundvorhaben.

Über den fachlichen Tellerrand

Warum also auch noch über den eigenen fachlichen Tellerrand hinausschauen? Weil Arbeit, auch an unserer Universität, mehr Aspekte beinhaltet als die der eigenen Disziplin. Interdisziplinäre Arbeit ist immens wichtig, nicht nur für die strategische Ausrichtung einer Universität, sondern auch für die Erweiterung des persönlichen Horizonts. Ohne einen integrierten Forschungsansatz zwischen unseren Fächern werden wir nicht kompatibel bleiben. Die großen globalen Herausforderungen kann man nur gemeinsam lösen – ich betone es gern erneut. Ich selbst kann mich noch gut erinnern, wie sehr ich gestaunt habe, dass Wissenschaftler*innen eben nicht alle die gleiche Sprache sprechen und dieselben Begriffe für völlig unterschiedliche Konzepte nutzen. Die Kompetenz, sich trotzdem zu verständigen und gemeinsame Ziele zu verfolgen, kann man in Netzwerken üben und anwenden. Dies gilt für alle Wissenschaftler*innen, aber auch besonders für weibliche Kolleginnen, denn häufig sind unter Frauen die Netzwerkkulturen nicht so stark ausgeprägt, wie bei den männlichen Kollegen. Netzwerke bieten auch einen Raum, sich über meta-professionelle Erfahrungen und Ideen auszutauschen, konstruktives Feedback von „critical friends“ zu nutzen und Kraft zu schöpfen.

Das gilt auch für unsere Studierenden. Aktiv werben wir für die Möglichkeit, sich in studentischen Initiativen zu engagieren. Die Netzwerke, die sie dort knüpfen, halten nicht selten ein ganzes Leben lag. Es gilt ebenso für unsere Mitarbeitenden in Technik und Verwaltung und insbesondere für die Wissenschaftler*innen auf allen Karrierestufen. Wir möchten ihnen auch jenseits der Fachgemeinschaft eine Community innerhalb der Universität bieten.

Dabei setzen wir dort an, wo die Vernetzung besonders sinnvoll und nachweislich wirksam ist. Ich habe gemeinsam mit der Stabsstelle Chancengleichheit ein Netzwerk für Professorinnen ins Leben gerufen, in dem sich unsere weiblichen Lehrstuhlinhaberinnen informell austauschen können. Erfahrene Frauen und Newcomerinnen können hier voneinander lernen und profitieren. Das erste Treffen hat bereits stattgefunden und ist auf sehr breite Resonanz gestoßen. Ein weiteres Treffen ist für das Frühjahr geplant.

Als nächstes ist die Gründung eines Roundtables für internationale Beschäftigte an unserer Universität geplant, um sich im geschützten Raum über die Erfahrungen als internationales Mitglied unserer Universität auszutauschen.

Leider ist auf absehbare Zeit all dies nur digital möglich. Uns ist allen bewusst, dass der Austausch, gerade in informellen Netzwerken, deutlich besser funktioniert, wenn man gemeinsam in einem Raum ist. Wir alle wünschen uns, dass dies bald wieder möglich sein wird. Doch bis dahin müssen wir erneut zusammenhalten und mit Disziplin alles tun, um die Pandemie einzudämmen. Gemeinsam und vernetzt schaffen wir das!