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Eine kulturphilosophische Perspektive auf die Wende zum Material 19. Dezember 2022 | 13:15 Uhr - 14:45 Uhr

Material, Stoff, Rest und Ressource sind Grundkategorien natur- und ingenieurwissenschaftlicher Arbeit. Doch das Verhältnis von Subjekt und Objekt ist in allen Wissenschaftszusammenhängen konstitutiv: „We shape our tools and thereafter they shape us.“ (Culkin 1967). Ursprünglich als Gegensatz zu Geist gedacht, hat die „Materie“ auch eine beeindruckende Karriere in der geisteswissenschaftlichen Diskussion der letzten Jahre hinter sich. Als material culture (Tylor 1920) begrifflich eingeführt, ist sie elementar für Orte wie Museen und Archive, und wissenschafts­historisch im Kontext einer ‚materialistischen‘ Hinwendung zu Fragen der Alltagspraxis zentral (Scholz/Vedder 2018). Wissenschafts- und Technikgeschichte, Soziologie und Philosophie (von der Phänomenologie bis Adorno und Butler) beschäftigen sich immer wieder mit Materialität, während sich die Literatur- und Kulturwissenschaft Dingen diesseits und jenseits von Texten widmet. Im Kontext der Actor Network Theory (ANT) sind Dinge zu sozialen, wissenschaftlichen, ökonomischen und kulturellen Agenten erhoben worden. Doch auch verworfene und abjekte Materie interessiert uns: Im Kontext von Thompsons Mülltheorie (1979) wollen wir nicht nur „Matter in Place“, sondern auch diejenige Materie in den Blick nehmen, die durch kulturelle Zuschreibungen und gesellschaftliche Codierungsprozesse als „Matter out of Place“ (Mary Douglas), also als ideologisch ausgeschlossene Materie oder exklusive Materie fungiert.

Referent*in

Dr. Domenico Schneider, Institut für Philosophie

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