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Antrittsvorlesung „Die faszinierende Welt der Viren“ 6. November 2019 | 17:00 Uhr - 18:30 Uhr

Virusinfektionen sind facettenreich – oft bemerken wir gar nicht, dass wir gerade infiziert wurden, und werden noch nicht einmal krank. Im Herbst suchen uns die Erkältungsviren auf und wir merken sehr wohl, dass wir infiziert sind – wir fühlen uns schlapp und werden unsanft daran erinnert, wie angreifbar wir doch sind. Dabei sind Viren kleiner als ein Staubkorn und sogar kleiner als Bakterien. Und dann sind da noch die Viren, die erst Jahre nach der Infektion eine Krankheit auslösen – Krebs zum Beispiel. Oder die Viren, die das ungeborene Kind im Mutterleib infizieren und schwerwiegende Schäden verursachen können.

Dann gibt es noch eine ganz andere Seite von Viren – sie zeigen uns neue Dinge auf, zum Beispiel wie Krebs verursacht wird. Wir verwenden Viren auch, um an Orte im Körper zu gelangen, die wir mit herkömmlichen Methoden nicht erreichen. Dies können wir uns für die Gentherapie zunutze machen. Also gibt es ausreichend Gründe, diese Kreaturen, die nicht wirklich leben, aber auch alles andere als leblos sind, zu erforschen.

Heute kennen wir 9 Herpesviren, die den Menschen infizieren können, und die unterschiedlichsten Krankheiten auslösen können: von Windpocken und Gürtelrose zu Lippenherpes, von Schädigungen des ungeborenen Kindes zu Krebs. Eine Eigenschaft haben sie alle gemein – sind wir einmal mit ihnen infiziert, so begleiten sie uns für den Rest unseres Lebens. Forever yours! Eine wahre Erfolgsgeschichte für die Herpesviren – wie schaffen sie das? Eine essentielle Maßnahme ist, dass sie unser Abwehrsystem so geschickt umgehen, dass es sie nicht eliminieren kann. Wie Herpesviren unser Immunsystem außer Gefecht setzen, und was geschehen kann, wenn das Immunsystem völlig versagt und die Herpesviren freie Hand haben, ist Thema dieser Antrittsvorlesung.

Melanie Brinkmann studierte Biologie in Göttingen, London und Berlin, und schloss ihre Promotion unter der Betreuung von Prof. Dr. med. Thomas F. Schulz am Institut für Virologie der Medizinischen Hochschule Hannover/Universität Hannover ab. Im Zentrum ihrer Doktorarbeit stand das Tumorvirus Kaposi Sarkom-assoziiertes Herpesvirus (KSHV) und dessen komplexe Interaktion mit seinem Wirt, dem Menschen. Danach ging sie mit einem DFG-Forschungsstipendium als Postdoktorandin in das Labor von Prof. Dr. Hidde L. Ploegh an das Whitehead Institute for Biomedical Research in Cambridge, USA. Dort erkundete sie viereinhalb Jahre lang das angeborene Immunsystem von Säugetieren mit Fokus auf essentielle zelluläre Sensoren von Infektionen: den Toll-like Rezeptoren (TLR). Insbesondere beleuchtete sie die Funktion des Säugetierproteins UNC93B, das eine äußerst kritische Rolle bei der TLR-vermittelten Immunantwort einnimmt. Im Jahr 2010 übernahm sie die Leitung der Nachwuchsgruppe „Virale Immunmodulation“ am Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Seitdem erforscht sie die komplexe und faszinierende Interaktion von Herpesviren mit der angeborenen Immunantwort ihres Wirtes. Seit dem 1. Juli 2018 ist sie Professorin am Institut für Genetik an der TU Braunschweig und repräsentiert den Forschungsschwerpunkt „Infektionen und Wirkstoffe“.

Referent*in

Prof. Dr. Melanie M. Brinkmann, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

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