3. Juli 2024 | Presseinformationen:

Zeichensaal [R]Evolution Ausstellung im Architekturpavillon der TU Braunschweig

Belvedere, Lehmbruck, Fliewatüüt, Canossa: Wer an der Technischen Universität Braunschweig Architektur studiert, ist mit diesen Namen vertraut. Was wie Geheimcodes klingt, sind die Bezeichnungen von Zeichensälen auf dem Campus. Die Arbeitsräume, die es zum Teil schon seit Jahrzehnten gibt, sind ein wichtiger Bestandteil des Architekturstudiums in Braunschweig. Doch wofür benötigen die Studierenden eigentlich diese Arbeitsplätze? Was ist das Besondere? Und was hat es mit den Namen auf sich? Unter dem Titel „Zeichensaal [R]Evolution“ beleuchtet ab dem 11. Juli eine Ausstellung im Architekturpavillon der Universität Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Säle – kuratiert von drei Architekturstudierenden.

Blick in den Zeichensaal „Belvedere“. Bildnachweis: Anna Krings/TU Braunschweig

Insgesamt 15 Zeichensäle mit rund 360 Arbeitsplätzen sind über den Campus der TU Braunschweig verteilt. Eine Mischung aus Atelier und Werkstatt bietet den Architekturstudierenden Platz zum Entwerfen, Schreiben und Modellbau. Hier können sie auch nachts für ihre Projekte bohren, hämmern, sägen oder fräsen. So entstehen zwischen Computern, Plänen, Pappe, Holz, Styropor, Büchern und Kaffeetassen großformatige Modelle, Bachelor- und Masterarbeiten – und oft lebenslange Freundschaften.

Mehr als Arbeitsräume

Die unterschiedlich großen Zeichensäle mit acht bis 40 Plätzen sind für die Studierenden mehr als nur Arbeitsräume. Studierende verschiedener Semester arbeiten in den Räumen im Altgebäude, im Grotrian, im Amtsgericht, am Nordcampus oder Wendenring zusammen – und lernen dabei voneinander. „Für mich ist es wie ein zweites Zuhause, wie eine WG“, erzählt Pauline Zahn, eine der Organisator*innen der Ausstellung. Sie hat ihren Platz im „7. OG“ gefunden, der sich mittlerweile im 3. OG des Grotrian befindet. Viele Stunden verbringt die Studentin im Zeichensaal, der rund um die Uhr geöffnet ist. „Es ist eine Gemeinschaft“, ergänzt Sophia Weller, die im „Canossa“ einen Arbeitsplatz ergattert hat.

Fragen nach der richtigen Software und Arbeitsmethoden werden hier gemeinsam geklärt. Die Zeichensäle sind Experimentierorte, bieten Raum für Diskussionen, gegenseitige Unterstützung und Korrekturen bei der Bearbeitung von Aufgaben und Entwurfsprojekten, aber auch für gemeinschaftliches Arbeiten. „Bei meiner Bachelor-Thesis habe ich im Zeichensaal sofort Hilfe von anderen erhalten, weil jeder und jede diese Situation kennt“, sagt Sophia Weller. Die Anregungen und der Austausch zwischen den Kommiliton*innen sind eine wichtige Erfahrung, die über die Grenzen der Lehre mit Vorlesungen, Seminaren und Korrekturen hinausgeht. „Das Lernen im und durch den Zeichensaal und die gesamte Zeichensaalkultur sind der Inkubator guter Architekturlehre in Braunschweig“, hebt Professorin Elisabeth Endres, Sprecherin des Departments Architektur der TU Braunschweig, hervor. „Der Zeichensaal bereitet auch auf das Arbeitsleben vor, auf das gemeinsame Arbeiten an Projekten“, ist sich Pauline Zahn sicher. Und aus mancher Zeichensaal-Freundschaft ist später ein Architekturbüro entstanden.

Zeichensaal "Canossa": Die Studierenden lernen vorneinander und unterstützen sich bei Projekten. Bildnachweis: Kim Perrey/TU Braunschweig

Die Zeichensäle bieten Raum für Diskussionen, gegenseitige Unterstützung und Korrekturen. Hier ein Blick in den "Grotrian 1". Bildnachweis: Zeichensaal "Grotrian 1"/TU Braunschweig

Konzentriertes Arbeiten im Zeichensaal "7. OG", der inzwischen in den Grotrian umgezogen ist. Bildnachweis: 7. OG/TU Braunschweig

Die Zeichensäle sind rund um die Uhr geöffnet, da auch manche Nachtschicht eingelegt werden muss. Bildnachweis: Zeichensaal "Canossa"/TU Braunschweig

Zwischen Computern, Plänen, Büchern und Kaffeetassen entstehen großformatige Modelle, Bachelor- und Masterarbeiten – und oft lebenslange Freundschaften. Bildnachweis: Sophia Weller/TU Braunschweig

Seit Generationen werden hier abonnierte Architektur-Zeitschriften gesammelt. Bildnachweis: Anna Krings/TU Braunschweig

Zeichensaal-Gemeinschaft: Auch das Feiern erfolgreicher Projekte gehört dazu. Bildnachweis: Zeichensaal "Rebenring"/TU Braunschweig

Geschichte und Zukunft der Zeichensäle

„Die Ehemaligen erzählen sehr positiv über ihre Zeit in den Zeichensälen“, so Flora König. In einer Retrospektive wollen die drei Studentinnen deshalb die Geschichte der Zeichensäle anhand von historischen Fotos und Berichten ehemaliger Mitglieder aufzeigen. Dabei werden die Besucher*innen auch mehr über die Namen der verschiedenen Zeichensäle erfahren. So unterschiedlich wie ihre Größe ist ihre Namenshistorie. Einige leiten sich von der Adresse ab, wie „Wendenring“ oder „Grotrian“, bei anderen könnte der Name ein Hinweis auf eine gute Lage sein wie „Sonnendeck“ und „Belvedere“. Und „Lehmbruck“ ist nach dem ehemaligen Professor für Gebäudelehre und Entwerfen von Hochbauten, Manfred Lehmbruck, benannt. Doch nicht nur die Geschichte der Zeichensäle soll im Mittelpunkt stehen, sondern auch die Persönlichkeiten, die sich dort entwickelt haben. Zur Eröffnung der Ausstellung werden zahlreiche Alumnae und Alumni erwartet.

Neben einer Beschreibung dessen, was die Zeichensäle tatsächlich ausmacht und wie Studierende sie heute erleben, wollen die Ausstellungsmacher*innen auch einen Blick in eine mögliche Zukunft werfen. „Wir möchten die Notwendigkeit der Schaffung neuer Zeichensäle und Arbeitsräume aufzeigen und zukünftige Strategien zur Finanzierung entwickeln“, so die drei Studentinnen.

Die Zeichensäle gehören zur TU, werden jedoch studentisch verwaltet. Jedes Semester finden Bewerbungsgespräche statt und Plätze werden neu vergeben. Da es nicht genug Plätze für alle gibt, können sich Architektur-Studierende erst ab dem dritten Semester auf einen Platz bewerben. Studierende, die eine Abschlussarbeit schreiben, haben Vorrang bei der Vergabe der Plätze.

Für die Einrichtung weiterer Zeichensaal-Plätze haben die Studentinnen auch den Leerstand in Braunschweig im Blick: „Hier sehen wir Potenzial, um möglichst einfach und effektiv Räume zum gemeinschaftlichen Arbeiten zu schaffen.“

Ausstellung „Zeichensaal (R)Evolution“

in Kooperation mit dem Seminar „Zukunft Zeichensaal“ von Benjamin Menzel (Institut für Architekturbezogene Kunst)

Die Zeichensaal-Ausstellung wird am 11. Juli um 18:30 Uhr im Architekturpavillon eröffnet. Anschließend ist sie dort bis zum 18. Juli jeweils von 12 bis 16 Uhr zu sehen.

Am 18. Juli ist um 18:30 Uhr eine Finissage mit einer studentischen Podiumsdiskussion geplant.

Weitere Informationen auf Instagram: @zsr_evolution

RundUMgang – Jahresausstellung der Studierenden des Departments Architektur

Die Eröffnung der Zeichensaal-Ausstellung findet im Rahmen des Rundgangs des Departments Architektur der TU Braunschweig statt. Vom 8. bis zum 13. Juli öffnen die Architekturinstitute ihre Türen, stellen die studentischen Arbeiten der vergangenen zwei Semester aus und geben Einblicke in ihre Forschung. Das Thema der diesjährigen Ausstellung lautet „RundUMgang“. Am 12. Juli gibt es den traditionellen Rundgang durch die Institute auf dem Campus. Am Samstag, 13. Juli, sind zahlreiche Institute für Architekturinteressierte geöffnet. Um 10:00, 12:00 und 14:00 Uhr starten Führungen von Studierenden auf dem Universitätsplatz.

Weitere Informationen zum Programm:
www.tu-braunschweig.de/arch/rundgang-24