Meteorologische Mega-Messkampagne in den Alpen Internationale Wetterforschung: TU Braunschweig sammelt Daten mit Forschungsflugzeug
In 30 Messflügen wird die Technische Universität Braunschweig mit ihrem Forschungsflugzeug „D-ILAB“ Wind und Turbulenz im Inntal (Österreich) und Etschtal (Deutschland) messen. Im Rahmen einer internationalen Sommer-Intensivmesskampagne wird das Flugzeug in circa drei Kilometern Höhe fliegen und mit einem speziellen laserbasierten Mess-System die Windparameter unterhalb des Flugzeugs bis zum Boden messen. Diese Daten ergänzen die am Boden stationär aufgenommenen Messwerte, um ein umfassendes Bild der Wettersituation für die Modellierung zu erhalten.
Vom 16. Juni bis 25. Juli 2025 erforscht ein internationales Team unter Leitung der Universität Innsbruck das Wettergeschehen in den Alpen: In der „TEAMx Observational Campaign (TOC)“ sammeln Wissenschaftlerinnen umfassende Daten aus der Luft und vom Boden – insbesondere im Inn- und Etschtal, den Sarntaler Alpen und dem deutschen Alpenvorland. Die Technische Universität Braunschweig ist mit ihrem Forschungsflugzeug, eine Cessna F406, vom 23. Juni bis 25. Juli 2025 Teil der Kampagne, die insgesamt ein Jahr dauert. „Das Team der TU Braunschweig bringt sich mit jahrelanger Erfahrung im meteorologischen Forschungsflugbetrieb in die Kampagne mit ein, um einzigartige Daten für die Wissenschaft zu generieren“, sagt Dr. Thomas Feuerle, Kampagnenleiter der TU Braunschweig.
Unberechenbares Wetter im Gebirge
Das Wetter im Gebirge verhält sich oft ganz anders als vorhergesagt – dieses Phänomen kennt jeder, der eine Outdoor-Aktivität in den Bergen im Voraus plant. Die Unberechenbarkeit liegt zum einen an der Komplexität des Terrains, das starken Einfluss auf Luftaustausch-Prozesse hat. Zum anderen spielen auch großräumige und planetare Luftströmungen eine Rolle. Um besser zu verstehen, wie genau Luftaustausch-Prozesse im Gebirge funktionieren, braucht es eine detaillierte Datengrundlage. Diese sollte sehr kleinräumige Ereignisse wie Turbulenz ebenso erfassen wie regionale Phänomene, größere Wettersysteme und globale Jetstreams.
In der Meteorologie spricht man dann von einem multi-skaligen Forschungsansatz. Einen solchen verfolgt das internationale Forschungskonsortium TEAMx im Rahmen einer groß angelegten, ein ganzes Jahr dauernden Beobachtungskampagne. Diese soll Messdaten aus den Alpen mit großräumigen meteorologischen Ereignissen verbinden.
Bessere Klimamodelle und Langzeitprognosen
Insgesamt tragen über 25 Institutionen und über 200 Wissenschaftler*innen zur erfolgreichen Durchführung bei – darunter nicht nur wissenschaftliche Teams verschiedener Universitäten, sondern auch mehrere nationale und internationale Wetterdienste, die ihre Daten zur Verfügung stellen.
Langfristig will TEAMx dazu beitragen, Klimamodelle, aber auch Prognosen für Gebirgsregionen zu verbessern. „Im Mai gingen Meldungen durch die Medien, die für Europa einen Hitzesommer mit flächendeckenden Rekordtemperaturen von 40 Grad ankündigten. Wie genau solche Vorhersagen auch auf Gebirgsregionen in Österreich zutreffen, hängt davon ab, wie gut die zugrunde liegenden Modellierungen diese Gebiete abbilden. Ebenso die längerfristige Einschätzung von Unwettergefahr. Derzeit fehlen dazu noch entsprechende Daten“, erklärt Programmkoordinatorin Manuela Lehner die Notwendigkeit einer fundierten Informationsbasis. Es geht also um weit mehr als die Wettervorhersage für die nächste Wanderung.
Beteiligte Institutionen:
Austro Control (Österreich), Autonome Provinz Bozen – Südtirol – Amt für Meteorologie und Lawinenwarnung (Italien), BOKU University (Österreich), British Antarctic Survey (Großbritannien), Consiglio Nazionale delle Ricerche – Istituto di metodologie per l’analisi ambientale (Italien), Consiglio Nazionale delle Ricerche – Istituto di Scienze dell’Atmosfera e del Clima (Italien), Consiglio Nazionale delle Ricerche – Istituto di Scienze Marine (Italien), Consiglio Nazionale delle Ricerche – Istituto di Scienze Polari (Italien), DLR – Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (Deutschland), DWD – Deutscher Wetterdienst (Deutschland), Eberhard Karls Universität Tübingen (Deutschland), Eurac Research (Italien), Fondazione Centro Euro-Mediterraneo sui Cambiamenti Climatici (Italien), GeoSphere Austria (Österreich), Karlsruher Institut für Technologie (Deutschland), Land Tirol – Abteilung Waldschutz (Österreich), Leonardo Spa (Italien), Fondazione Links (Italien), Ludwig-Maximilians-Universität München (Deutschland), Met Office (Großbritannien), MeteoSchweiz (Schweiz), Météo-France (Frankreich), National Centre for Atmospheric Science (Großbritannien), Politecnico di Torino (Italien), Scuola Universitaria Superiore Pavia (Italian) , Technische Universität Braunschweig (Deutschland), Umweltbundesamt (Deutschland), Umweltforschungsstation Schneefernerhaus (Deutschland), Università degli Studi della Basilicata (Italien), Università degli Studi di Milano (Italien), Università degli Studi di Trento (Italien), Università di Bologna (Italien) , Università di Genova (Italien), Università di Padova (Italien), Universität Basel (Schweiz), Universität Innsbruck (Österreich), Universität Wien (Österreich), Universität zu Köln (Deutschland), Université Grenoble Alpes (Frankreich), Universitetet i Bergen (Norwegen), University of Bath (Großbritannien), University of East Anglia (Großbritannien), University of Leeds (Großbritannien), University of Reading (Großbritannien), University of Virginia (USA)