28. November 2025 | Presseinformationen:

Initiative aus der Mitte der TU Braunschweig – Stellungnahmen zur BZ-Berichterstattung

222 Mitglieder der TU Braunschweig, darunter 103 TU-Professor*innen, haben in einer Graswurzelinitiative eine Stellungnahme innerhalb von 24 Stunden unterzeichnet. Darin wenden sie sich gegen die Berichterstattung der Braunschweiger Zeitung vom 20. November, die aus ihrer Sicht ein verzerrtes und stark negatives Bild der Universität und ihrer Leitung zeichnet und auf anonymen Vorwürfen basiert. Wer zusätzlich mit seinem Namen die Stellungnahme unterstützen möchte, kann sich an die Stabsstelle Presse und Kommunikation wenden. Der Senat hat sich als TU-Spitzengremium ebenfalls mit einer kritischen Stellungnahme zu dem BZ-Artikel positioniert.

Stellungnahme

Der Artikel der Braunschweiger Zeitung (BZ) vom 20. November 2025 zeichnet ein verzerrtes und negatives Bild der TU Braunschweig – ein Bild, das weder unserer wissenschaftlichen Leistung noch den Menschen an dieser Universität oder ihrer Leitung gerecht wird. Er blendet die herausragende und vielfach ausgezeichnete Bedeutung aus, die unsere Universität für die Region und weit darüber hinaus hat.

Die BZ veröffentlichte einen Artikel, der maßgeblich auf anonymen Quellen, unbelegten Vorwürfen und spekulativen Schlussfolgerungen basiert. Solche Darstellungen sind geeignet, großen Schaden anzurichten, Misstrauen zu schüren und gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen.

Wir als Mitglieder der TU Braunschweig distanzieren uns ausdrücklich von dieser Form der Berichterstattung und den darin erhobenen anonymen Anschuldigungen.

Destruktive Berichterstattung & personalisierte Kampagnen gefährden Zukunftsarbeit an der TU

Universitäten sind Orte öffentlichen Vertrauens. Hier wird geforscht, gelehrt, debattiert – im Dienst der Gesellschaft. Sie dürfen nicht zum Schauplatz destruktiver Berichterstattung oder personalisierter Kampagnen werden. Wer in Zeiten globaler Herausforderungen Konflikte herbeischreibt, statt nach konstruktiven Lösungen zu suchen, gefährdet genau jene Zukunftsarbeit, die an Hochschulen geleistet wird.

Wissenschaftsfreiheit ist ein Grundrecht

Artikel 5 unseres Grundgesetzes gewährleistet die Freiheit von Forschung und Lehre. Diese Freiheit schützt die Suche nach Erkenntnis vor politischen Interessen, persönlichen Angriffen und ideologischer Einflussnahme. Wir beobachten mit Sorge, dass Hochschulleitungen – insbesondere Personen, die sich über die Wissenschaft hinaus auch für Diversität und gesellschaftliche Teilhabe einsetzen – zunehmend Ziel politisch motivierter Kampagnen werden. Wir weisen solche Strategien entschieden zurück.

Exzellenz in einer pluralen Gesellschaft

Der Artikel suggeriert, die TU habe Exzellenzchancen verspielt, weil die Hochschulleitung Themen wie Diversität priorisiere. Diese Behauptung ist falsch. Diversität ist kein Gegensatz zu wissenschaftlicher Exzellenz – sie ist eine ihrer Voraussetzungen. Das gilt auch für die Forschung an der TU Braunschweig. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Initiatorin und Mittelgeberin für die Exzellenzcluster, benennt aus gutem Grund Diversität explizit als Entscheidungskriterium. Wissenschaftliche Qualität entsteht dort, wo Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven gemeinsam forschen. Eine plurale Universität stärkt Forschung und Entwicklung – und damit langfristig auch das Land und die Gesellschaft.

Kritik braucht Transparenz, nicht Anonymität

Kritik ist nicht nur legitim, sie ist konstitutiv für die akademische Kultur. Doch sie muss transparent, belegbar und dialogbereit sein. Anonyme Vorwürfe aus dem Off schaffen keine Aufklärung – sie verursachen Verletzungen und schaden der Universität. Wer verantwortungsvoll handelt, tritt aus der Deckung und geht in den Dialog.

Journalismus trägt Verantwortung

Medienfreiheit ist essenziell für eine demokratische Gesellschaft. Doch Freiheit bedeutet auch Verantwortung. Journalisten müssen harte Kritik üben dürfen, sofern sie transparent belegt ist. Die Grenzen werden jedoch überschritten, wenn universitäre Führungspersönlichkeiten verächtlich gemacht und die Wissenschaftsfreiheit angegriffen wird.

Besonders irritiert hat uns der ursprüngliche Titel des Artikels: „Droht ein ‚Bürgerkrieg‘ an der TU Braunschweig?“, der später zurückgenommen wurde. In Zeiten realer Kriege ist eine solche Sprache nicht nur sachlich falsch, sondern respektlos gegenüber Menschen, die tatsächlich in Bürgerkriegen im Sudan, im ehemaligen Jugoslawien oder in Syrien die Ermordung engster Angehöriger erleben mussten. Polarisierung ist kein journalistisches Stilmittel, sondern eine Gefahr.

Die TU Braunschweig gestaltet Themen der Zukunft

Unsere Universität arbeitet an Themen, die entscheidend für die Zukunft sind: Energiewende, Mobilität, Gesundheit, Quantenforschung, Mikroelektronik und Digitalisierung. Diese Arbeit braucht Stabilität, Vertrauen und ein Klima pluraler Stimmen – kein Lagerdenken, keine persönlichen Angriffe und keinen Versuch, Wissenschaft in Stellvertreterkonflikte zu ziehen.

Universitäten leben vom Streit der Ideen. Sie sind Orte, an denen unterschiedliche Perspektiven und Positionen aufeinandertreffen. Aber sie verstecken sich nicht hinter Anonymität, sondern suchen in durchaus kontroversen Diskursen nach zukunftsfähigen Lösungen.

Als Mitglieder der TU Braunschweig stehen wir für gesellschaftliche Verantwortung, für die Werte einer liberalen Demokratie, und für ein konstruktives Miteinander. Jeglicher Berichterstattung, die diesen Werten widerspricht, stellen wir uns gemeinsam und mit großer Entschiedenheit entgegen.

Unterzeichnende Professor*innen

Die Namen der übrigen TU-Mitglieder werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht aufgeführt.

Prof. Dr. Jochen Aberle, Prof. Dr. Knut Baumann, Prof. Dr. Cord-Friedrich Berghahn, Jun.-Prof. Dr. Henriette Bertram, Prof. Dr. Jürgen Blum, Prof. Dr. Uwe Brederlau, Prof. Dr. Wolfram Brenig, Prof. Dr. Melanie Brinkmann, Prof. Dr. Markus Böl, Prof. Dr. Alexander Büssing, Prof. Dr. Vanessa Carlow, Prof. Dr. Iordania Constantinou, Prof. Dr. Klaus Dilger, Prof. Dr. Oleksandr Dobrovolskiy, Prof. Dr. Peter Düking, Prof. Dr. Frank Eggert, Prof. Dr. Peter Eilts, Prof. Elisabeth Endres, Prof. Dr. Bernd Engel, Prof. Dr. Heike Faßbender, Prof. Dr. Ulrike Fauerbach, Jun.-Prof. Dr. Federica Ferraro, Prof. Dr. André Fleißner, Prof. Dr. Bernhard Friedrich, Prof. Dr. Jens Friedrichs, Prof. Dr. Georg Garnweitner, Prof. Dr. Martin Geier, Prof. Dr. Markus Gerke, Prof. Dr. Nils Goseberg, Prof. Dr. Andrés Gómez, Prof. Dr. Stefanie Hartz, Prof. Dr. Mathias Hattermann, Prof. Dr Peter Hecker, Jun.-Prof. Dr. Michael Heere, Prof. Dr. Rüdiger Heinze, Prof. Dr. Markus Henke, Prof. Dr. Christoph Herrmann, Prof. Dr. Andreas Hettiger, Prof. Dr. Merle Hinrichsen, Prof. Dr. Holger Hopp, Prof. Dr. Robert Hänsch, Prof. Dr. Christoph R. Jacob, Prof. Dr. Eduard Jorswieck, Prof. Dr. Ralf Jänicke, Prof. Dr. Nicole C. Karafyllis, Prof. Dr. Simone Kauffeld, Jun.-Prof. Dr. Katharina Kellermann, Prof. Gabriel G. Kiefer, Prof. Dr. Christian Kirches, Prof. Dr. Harald Kloft, Prof. Folke Köbberling, Prof. Dr. Katja Koch, Prof. Dr. Ursula Kowalsky, Prof. Dr. Manfred Krafczyk, Prof. Dr. Stefanie Kroker, Prof. Dr. Michael Kurrat, Prof. Dr. Thomas Kämpfe, Prof. Dr. Reinhard Köster, Prof. Dr. Thomas Kürner, Prof. Dr. Arno Kwade, Prof. Dr. Astrid Lampert, Prof. Dr. Theo Lange, Prof. Dr. Sabine Christine Langer, Prof. Dr. Regine Mallwitz, Prof. Dr. Jochen Meier, Prof. Fahim Mohammadi, Prof. Dr. Martin Neef, Prof. Dr. Erwin Peiner, Prof. Dr. Ulrike Pilarczyk, Prof. Dr. J. Daniel Prades, Prof. Dr. Gabriele Raabe, Prof. Dr. Patrik Recher, Prof. Dr. Susanne Robra-Bissantz, Prof. Dr. Jan Röhnert, Prof. Dr. Ulrich Römer, Prof. Dr. Anett Schallmey, Prof. Dr. Dr. Claus-Artur Scheier, Prof. Dr. Carsten Schilde, Prof. Dr. Uta Schlickum, Prof. Dr. Tatjana Schneider, Prof. Dr. Daniel Schröder, Prof. Dr. Kai Schröter, Jun.-Prof. Dr. Sarah K. Schäfer, Prof. Dr. Esther Serwe-Pandrick, Jun. Prof. Dr. Simona Silvestri, Prof. Dr. Thomas S. Spengler, Prof. Dr. Ingo Staack, Prof. Dr. Jan Standke, Prof. Dr. Michael Steinert, Prof. Dr. Sebastian Stiller, Prof. Dr. Stefan Süllow, Prof. Dr. Farsane Tabataba-Vakili, Prof. Dr. Klaus Thiele, Prof. Dr. Barbara Thies, Prof. Dr. Christian Thomsen (Hochschulratsmitglied), Prof. Dr. Stefanie Tschierlei, Prof. Dr. Svenja Vieluf, Prof. Dr. Thomas Vietor, Prof. Dr. Oliver Völkerink, Prof. Dr. Eckart Voigts, Prof. Katrin Vorhölter, Prof. Dr. Tobias Voß, Prof. Dr. Andreas Waag, Prof. Dr. Bernhard Weber, Prof. Dr. Stephan Weber, Prof. Dr. Sabrina Zellmer, Prof. Dr. Okka Zimmermann