Ein Ort, der Mathe lebendig macht Mathematische Lernwerkstatt der TU Braunschweig feiert 25-jähriges Jubiläum
Zwischen bunten Würfeln und schimmernden Archimedischen Körpern wird in der Mathematischen Lernwerkstatt der Technischen Universität Braunschweig seit 25 Jahren an kniffligen Problemen getüftelt, geknobelt und echte Mathematik betrieben. Was einst als kleines Pilotprojekt begann, ist heute eine feste Institution in der Braunschweiger Bildungslandschaft. Mit einem Festkolloquium am Campus Nord feiert die Lernwerkstatt am 22. November 2025 ihr Jubiläum – und lädt Wegbegleiter*innen und Mathematikfans ein, gemeinsam auf ein Vierteljahrhundert kreatives Lernen zurückzublicken und aktuelle Projekte kennenzulernen.
„Kaum ein Fach weckt so gegensätzliche Gefühle wie Mathematik. Für manche ein Stolperstein, für andere ein Schlüssel zum Verständnis der Welt“, sagt der Leiter der Mathematischen Lernwerkstatt, Frank Förster. „Doch ohne Mathematik lassen sich die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht bewältigen. Sie begleitet uns überall, selbst dort, wo wir sie nicht vermuten.“
In der Mathematischen Lernwerkstatt wird Mathematik lebendig: Die Kinder und Jugendlichen experimentieren mit Zahlen, Formen und Mustern, erleben den Spaß am Tüfteln und schulen ihre Neugier. Ziel war es von Beginn an, sowohl mathematisch besonders Interessierte als auch solche mit Lernschwierigkeiten zu fördern – immer mit dem Anspruch, Freude am Denken und Forschen zu vermitteln.
Von der Schulbank zur Universität
Gegründet wurde die Mathematische Lernwerkstatt im Jahr 2000 von Professor Friedhelm Käpnick, Dr. Mandy Fuchs und dem damaligen Rektor Rudolf Guder. Die ersten Sitzungen fanden noch in einem Klassenzimmer der Braunschweiger Grundschule Heinrichstraße statt, bevor bald darauf ein Raum auf dem Campus der TU Braunschweig bezogen werden konnte. Als die Gründungspersonen nach wenigen Jahren Braunschweig verließen, schien das Projekt zunächst vor dem Aus zu stehen. Doch engagierte Studierende wollten weitermachen und fanden in Frank Förster und Wolfgang Grohmann, beide Mitarbeiter des Instituts für Didaktik der Mathematik und Elementarmathematik, tatkräftige Unterstützer. Mit ihrem Einsatz gelang es, die Lernwerkstatt zu erhalten und weiterzuentwickeln. Was ursprünglich mit Angeboten für Grundschüler*innen begann, wurde Schritt für Schritt auf höhere Klassenstufen ausgedehnt. Heute reicht die Förderung bis zur achten Klasse. Durch weitere Angebote des Instituts für Mathematik ist sogar eine durchgehende Begleitung bis zum Abitur möglich.
Lernort für Kinder – und für künftige Lehrkräfte
Die Mathematische Lernwerkstatt ist dabei weit mehr als ein außerschulisches Förderprojekt: Sie ist zugleich ein Ort der Lehrkräftebildung und der Forschung. Lehramtsstudierende haben hier die Möglichkeit, mathematische Lernprozesse aus nächster Nähe zu erleben und eigene Unterrichtssequenzen unter Anleitung erfahrener Mathematikdidaktiker*innen zu erproben. „Die Lernwerkstatt bietet Reflexionsanlässe und Praxiserfahrungen, die in dieser Form im regulären Studium kaum möglich wären“, betont Leiter Frank Förster.
Studierende und Kinder arbeiten gemeinsam an elementarmathematischen Problemen. Dabei erwerben die Teilnehmenden Denk- und Handlungsweisen, die für produktives mathematisches Arbeiten unverzichtbar sind: genaues Hinschauen, strukturiertes Probieren und das eigenständige Begründen oder Widerlegen von Annahmen. Beim Argumentieren und Beweisen zeigt sich, wie eng in der Mathematik Logik und Kreativität verbunden sind – oder, wie Förster es ausdrückt: „Hier wird die rationale Kreativität lebendig.“
Als Lehr-Lern-Labor leistet die Lernwerkstatt auch einen wichtigen Beitrag zur mathematikdidaktischen Forschung. Unterrichtskonzepte können hier in der Praxis erprobt, evaluiert und anschließend weiterentwickelt werden. So entstehen wertvolle Impulse, die auch in den regulären Schulunterricht einfließen. Darüber hinaus werden Denkprozesse begabter und interessierter, aber auch rechenschwacher Schüler*innen wissenschaftlich untersucht, um ein besseres Verständnis ihrer Lernwege zu gewinnen.
Lehr-Lern-Labor Matr:iks
Unter dem Dach des mathematikdidaktischen Lehr-Lern-Labors Matr:iks, zu dem auch die Mathematische Lernwerkstatt gehört, bietet das Institut für Didaktik der Mathematik und Elementarmathematik heute ein breites Spektrum an Programmen für Kinder und Jugendliche aller Schulformen und Jahrgänge. Ob rechenschwache Kinder, besonders begabte Jugendliche oder ganze Schulklassen – das Team aus Mathematikdidaktiker*innen und Lehramtsstudierenden entwickelt Formate, die Mathematik lebendig und begreifbar machen.
„Wir möchten, dass Schüler*innen Mathematik mit Freude und Neugier begegnen und entdecken, wie vielfältig sie im Alltag und in der Zukunft eine Rolle spielt. Dabei fördern wir insbesondere selbstständiges Lernen – denn so wird Mathematik zu einem echten Werkzeug für das Leben“, erklärt Professorin Katrin Vorhölter, die die Weiterentwicklung der Lernwerkstatt zur Matr:iks initiiert hat.
Festkolloquium zum Jubiläum
Das Jubiläum wird am Samstag, 22. November 2025, mit einem Festkolloquium gefeiert. Ab 14 Uhr sind Gäste in das Gebäude BI 84 (Bienroder Weg 84) eingeladen, um sich auszutauschen und mathematische Experimente aus 25 Jahren Lernwerkstatt auszuprobieren. Ab 15 Uhr folgt das offizielle Kolloquium mit einer Begrüßung, Einblicken in aktuelle Projekte und kurzweiligen wissenschaftlichen Vorträgen zum Thema „Mathematische Begabung und Begabungsförderung“.
Den Abschluss bildet ab etwa 17 Uhr ein Sektempfang im Foyer des Hörsaalgebäudes – und sicher viele Gespräche über die vergangenen und folgenden 25 Jahre Leidenschaft für die Mathematik.
Weitere Informationen zum Jubiläum:
www.tu-braunschweig.de/idm/matriks/lernwerkstatt/25-jahre