25. November 2021 | Presseinformationen:

Architektur-Institute helfen in der Eifel Studierende der TU Braunschweig unterstützen bei der Sanierung eines Fachwerkhaus nach Flutkatastrophe

Noch immer ist die Eifel stark von den Unwettern, den Sturzfluten und Überschwemmungen während der Sommermonate betroffen. Die massiven Schäden an den Gebäuden und Infrastrukturen der Region werden erst jetzt in vollem Ausmaß ersichtlich. Nun gilt es, Gebäude von Familien, die ihr Zuhause verloren haben, wiederaufzubauen und instand zu setzen. Dabei helfen auch Architektur-Studierende der Technischen Universität Braunschweig. Sie unterstützen die brandenburgische Hilfsaktion „Potsdam hilft der Eifel“.

Unter Anleitung des Lehmbauexperten David Moritz (ganz rechts) haben Studierende der Institute ISU und IBEA der TU Braunschweig die Schäden am Fachwerkhaus vor Ort aufgenommen und Messungen durchgeführt. Bildnachweis: David Moritz/TU Braunschweig

Seit Anfang dieser Woche ist die erste Studierendengruppe gemeinsam mit wissenschaftlichen Mitarbeitenden in der Eifel, um sich gleich ans Werk zu machen. Im Fokus: das Haus von Christina aus Kreuzberg an der Ahr. Sie lebt mit ihren Söhnen in einem Fachwerkhaus, in dem das Wasser vier Meter hochstand. Die Lehmausfachungen sind von den Fluten zerstört oder ausgewaschen, das Haus derzeit nicht mehr bewohnbar. Es muss daher samt dessen Anbau von Grund auf saniert werden.

Da ein derartiges Vorhaben allein nicht bewältigt werden kann, war Christina auf Sebastian Frenkel zugetreten, der die Hilfsaktion „Potsdam hilft der Eifel“ ins Leben gerufen hat. Darüber wurden bereits mehr als 300.000 Euro gesammelt, unter anderem in Form von technischem Gerät zur Trockenlegung und Sachspenden, wie Generatoren, Werkzeuge und Baustoffe. Außerdem konnte auf diese Weise ein wachsendes Hilfsnetzwerk mit verschiedenen Akteur*innen und Firmen aufgebaut werden.

Viele Einzelschicksale nach der Flutkatastrophe

Doch wie entstand die Zusammenarbeit der Potsdamer Helfenden und Braunschweiger Architektur-Instituten? Sebastian Frenkel berichtete Professorin Vanessa Carlow, Leiterin des Institute for Sustainable Urbanism (ISU) an der TU Braunschweig und Sprecherin des Forschungsschwerpunktes „Stadt der Zukunft“, die er aus der Schulzeit kannte, von der Hilfsaktion. Für sie war es keine Frage, dass sie hier unterstützen wollte. „Sebastian hat von vielen Schicksalen vor Ort berichtet. Mich hat das von Christina besonders bewegt, vielleicht, weil ich auch alleinerziehende Mutter bin. Ich wollte gern helfen. Gemeinsam haben wir die Idee entwickelt, uns um die Lehmausfachungen in Christinas Haus zu kümmern. Da das auch fachlich für unsere Studierenden am Department Architektur interessant ist, profitieren nun viele und auf unterschiedliche Weise von der Hilfsaktion. Ich bin total stolz, dass wir so viele Studierende für die Hilfsaktion gewinnen konnten und den renommierten Lehmbauexperten David Moritz gleich noch mit dazu.“

Christinas Haus wird wieder instand gesetzt

Wärmen am Holzofen: Im Haus von Christina gibt es seit der Katastrophe keinen Strom und keine Heizung. Bildnachweis: David Moritz/TU Braunschweig

So startete jetzt die Braunschweiger Initiative des ISU gemeinsam mit dem Institut für Bauklimatik und Energie der Architektur (IBEA) unter Leitung von der aus der Eifel stammenden Professorin Elisabeth Endres: „Mich hat der Aufruf von Vanessa Carlow und das großartige Engagement von Sebastian Frenkel sofort bewegt, und wir haben das Semesterprogramm kurz vor der Veröffentlichung noch umgestrickt. Zum einen geht es um meine Heimat, zum anderen um einen aus unserer Sicht wichtigen Baustoff, der bei der Ressourcenfrage im Bauwesen an Bedeutung stetig gewinnt. Damit ist es für mich ein absolutes Herzensprojekt in vielerlei Hinsicht.“

Die jeweiligen Teams aus Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden setzen unter fachkundiger Anleitung durch den Lehmbauexperten David Moritz als Lehrbeauftragten, unterstützt durch das Hilfsnetzwerk und den Menschen vor Ort, Christinas Haus wieder instand. Ihre Erfahrungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse können die Forschenden später auch auf andere Schadensfälle übertragen.

Eine Woche lang sind zehn Studierende vor Ort, um die Schäden aufzunehmen und das Haus winterfest zu machen, Messungen durchzuführen und damit zu beginnen, die Planung der Instandsetzung zu koordinieren. Im Vorfeld haben die Studierenden in Workshops Grundlagen zu Gebäudeaufmaß und Lehmbauweisen erlernt. Hierbei wurden sie an das Material Lehm als Baustoff herangeführt und erhielten erste Einblicke in verschiedene Wandaufbauten und Kombinationen des Baustoffs mit anderen Materialien. Im Frühjahr 2022 werden viele helfende Hände in einem weiteren Workshop vor Ort die Lehmausfachungen sanieren. Bis dahin können die Wände trocknen und die anstehenden Arbeiten geplant werden. Damit wird es möglich, im Rahmen der Initiative in der Eifel tatkräftig und nachhaltig zu unterstützen, gleichzeitig den Studierenden Praxiserfahrungen im Lehmbau zu vermitteln und darüber hinaus übertragbare, interdisziplinäre wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen.

Weitere Informationen sind auf der Website www.potsdam-hilft-der-eifel.de und www.sustainableurbanism.org zu finden.

Zu den Teams gehören:

Prof. Dr. Vanessa Carlow mit Chantal Karadag, Olaf Mumm, Sebastian Schmidt und ISU Team

Prof. Elisabeth Endres mit Tobias Pörschke und IBEA Team

 

Hinweis: Für die Zusammenarbeit hat sich das Team auf eine 2G-Plus-Regelung geeinigt.