21. November 2023 | Magazin:

Wie der Campus klimagerecht umgestaltet werden kann Studierende zeigen ihre Visionen für das Universitätsgelände

Wildblumenwiesen neben den Gehwegen, vertikale Begrünung an den Gebäuden, Ruheoasen mit Kräutern statt Pflastersteine: Könnte so der Campus der Zukunft aussehen? Architektur-Studierende der Technischen Universität Braunschweig haben unter der Leitung von Professorin Gabriele G. Kiefer in Kurzzeitentwürfen Ideen entwickelt, wie der Campus klimagerecht verändert werden kann.

Mehr als 100 Studierende hatten ihre Plakate für den Stegreif eingereicht. Der Stegreif ist eine praktische Aufgabe im Curriculum, bei der die Studierenden in einem kurzen Zeitraum einen Entwurf entwickeln. Unter dem Motto „Quick ‚n Easy“ hatten die Studierenden nur vier Tage lang Zeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und ihre Visionen in einer Collage umzusetzen. „Ein Campus ist mehr als die Summe seiner Bauten“, sagt Professorin Gabriele G. Kiefer vom Institut für Landschaftsarchitektur. „Der öffentliche Zwischenraum ist für das Campusleben essenziell. Er übernimmt nicht nur die Rolle des sozialen Austausches und der Erholung, sondern trägt durch seine Biomasse zur Klimaresilienz eines Standortes bei.“ Kritisch sieht das Institut versiegelte Freiflächen und kahle Fassaden; mehr Aufenthaltsqualität wäre wünschenswert.

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Klimagerechte Veränderung

Deshalb lautete die Aufgabe an die Studierenden: „Wir suchen nach Ideen, die schnell und ohne erhöhten technischen Aufwand, Bestandssituationen klimagerecht transformieren und so der Kick-off für eine dauerhafte Umplanung sein können.“ Außerdem sollten die Maßnahmen niedrigschwellig, partizipativ und inklusiv umgesetzt werden können – beispielsweise Pflanz- oder Entsiegelungsaktionen, vertikale Begrünungen, Baumpflanzungen oder gemeinsames Anlegen von Totholzhügeln. Den Campus der Vergangenheit für die Stadt der Zukunft vorbereiten, so lautet der Auftrag. „Wir befinden uns spürbar inmitten einer Klimakatastrophe! Deshalb brauchen wir heute gestalterische Realexperimente, die unseren Campus nachhaltig transformieren“, betont Professorin Kiefer.

Für ihre Arbeit konnten die Architektur-Studierenden einen Campus-Ort der TU Braunschweig auswählen – vom Campus Nord bis zum Grotrian – und auf Basis von Fotos eine Collage ihrer Vision entwerfen. Zusätzlich sollten sie ein Haiku, also ein kurzes dreizeiliges Gedicht, verfassen, das die Veränderung beschreibt.

Campus-Oase von Lena Dandyk.

Vor dem BRICS - Braunschweiger Zentrum für Systembiologie. Bildnachweis: Institut für Landschaftsarchitektur/TU Braunschweig

Inselhopping von Helena Loy.

Der Grotrian. Bildnachweis: Institut für Landschaftsarchitektur/TU Braunschweig

"Weggefegt!" von Senta Schrewe.

Auf dem Weg zum Architektur-Hochhaus (BS4). Bildnachweis: Institut für Landschaftsarchitektur/TU Braunschweig

"Okerufer neu gedacht" von Ole Starsinski.

Auf dem Weg vom Okerhochhaus zum Architektur-Hochhaus am Okerufer entlang. Bildnachweis: Institut für Landschaftsarchitektur/TU Braunschweig

"Breath" von Artur Sulmin.

Am Campus Nord. Bildnachweis: Institut für Landschaftsarchitektur/TU Braunschweig

Campus-Oase und Insel-Hopping

Dabei entstanden aus versiegelten Flächen grüne Wohlfühlorte. „Campus-Oase“ nennt beispielsweise Lena Dandyk ihren Gestaltungsvorschlag: Wildblumen blühen neben dem BRICS, über einen Holzsteg kann man an einem Teich entlang flanieren.

Sprudelnde Quelle
In der Natur neue Kraft
Ruhepol Campus

Alle Autos vom Campus weggefegt hat Senta Schrewe: „Blühend‘ Grün erwacht / Autos weichen, Raum entsteht / Reine Luft erfreut.“ Zum Insel-Hopping lädt Helena Loy am Grotrian. Hier hat die Studentin Ruhe-Inseln aus Holz geschaffen, die von Kräutern und Blumen umwachsen werden. „Viele Stunden schon / Die Sinne trüb, wie Wasser. / Hörst du die Möwen?“, schreibt sie dazu.

Auf dem Weg vom Okerhochhaus zum Architektur-Hochhaus am Okerufer entlang sind im Entwurf von Ole Starsinski die Pflastersteine zum Teil Wiesen gewichen. Pflanzenkübel stehen vor der Modellbau-Werkstatt. Grün wächst von der Fassade herunter. „Stille um mich her, / Pause, um Atem zu holen / Kraft kehrt zurück nun“, formuliert er in seinem Haiku. Auch Artur Sulmin hat in seiner Collage die Gebäude am Campus Nord mit einer vertikalen Begrünung versehen. Der Asphalt davor wurde aufgebrochen, sodass jetzt Gras zwischen den Steinen wächst. Schlicht „Breath“ nennt er seinen Entwurf: „Nur ein leichter Hauch / Unserer Mutter Natur / Ist Glückseligkeit“.