„Webmeetings mit gefühlt zehn verschiedenen Tools“ Nachgefragt bei Professor David Woisetschläger
Er beschäftigt sich mit Kundenbeziehungen, Marken und Innovationen in der Wirtschaft. Doch auch Professor David Woisetschläger vom Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement sieht sich mit der Corona-Krise konfrontiert. Welche Folgen haben die Schutzmaßnahmen für seine Forschungsaktivitäten? Und wie verändert sich die Kommunikation? Was nervt, was funktioniert – darüber berichtet er in unserer Reihe „Nachgefragt“.
Professor Woisetschläger, wie wirkt sich die Pandemie auf Ihren (Arbeits-)Alltag aus?
Die Auswirkungen sind sowohl negativ wie positiv. Wir arbeiten seit dieser Woche überwiegend im Homeoffice, zwar haben wir sehr schnell auf Online-Kommunikation umgestellt, der persönliche Kontakt schmerzt jedoch schon, da ich erst vor kurzem neue Mitarbeiter eingestellt habe. Einige meiner Mitarbeiter hatten sich gerade kompetitiv für die Teilnahme an internationalen Konferenzen durchgesetzt. Dass diese nun abgesagt wurden, ist sehr schade. Positiv finde ich, dass aufgrund der vielen Terminabsagen bzw. Umstellung auf Online-Formate auf einmal etwas mehr Zeit für die Forschung bleibt.
Wie sieht es mit Ihren Forschungsprojekten aus – besteht die Gefahr des Stillstands oder geht es irgendwie weiter?
Einen Stillstand befürchte ich nicht. In empirischen Forschungsarbeiten müssen wir auf die aktuelle Situation zum Teil durch die methodische Veränderungen (aus einem persönlichen Interview wird ein Skype-Interview) reagieren. Das gefährdet die Erreichung des Forschungsziels jedoch nicht grundlegend. Bei anderen Projekten haben wir bereits Daten erhoben – die Auswertung und Interpretation kann dann problemlos im Homeoffice erfolgen.
Sie haben das Homeoffice erwähnt. Fällt es Ihnen schwer, die Kommunikation umzustellen?
Im Grunde hat sich hier nicht viel geändert. Auch vor der Corona-Krise gab es regelmäßige Skype-Meetings. Jetzt kommen weitere Termine mit lokal ansässigen Kollegen hinzu, bspw. um neue Projektanträge anzuschieben. Etwas nervig ist derzeit vielleicht, dass die Webmeetings mit gefühlt zehn verschiedenen Programmen stattfinden. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich das bald konsolidiert.
Machen Sie sich große Sorgen?
Teilweise, insbesondere in Bezug auf Familie und Freundeskreis mache ich mir schon große Sorgen. Die Krise ist schwer zu fassen: Die Gefahr ist unsichtbar, der große Schaden liegt noch in der Zukunft. Schwere und Dauer sind schwer einzuschätzen. Ich hoffe, dass unsere Gesellschaft solidarisch und tapfer zusammensteht, wenn wir in zwei Wochen die großen Zahlen an Erkrankten erreichen.
Sie klingen zuversichtlich.
Ja, ich habe große Zuversicht – in die Arbeit der Menschen, die in Deutschland an der Eindämmung, Behandlung und Medikation von Corona arbeiten. In der Politik wird auf einmal schnell und pragmatisch an Lösungen gearbeitet. Man hört sogar den Wissenschaftlern zu. Auch im Arbeitsumfeld stelle ich fest, dass die Menschen sich überraschend schnell auf die neue Lage eingestellt haben. Vielleicht ist das große Unglück auch mit einem kleinen Glück verbunden, dass die Gesellschaft in der Krise wieder zusammenrückt und andere Herausforderungen mit Sportsgeist und Zusammenhalt angeht.