Von der Obstkiste zum Möbelstück Architektur-Studierende gestalten Veranstaltungsraum in Landesvertretung Niedersachsen
Sind die grünen Klappkisten aus dem Supermarkt nur etwas für Obst und Gemüse? Oder könnte man noch mehr daraus machen? Das haben sich die beiden Architekturstudierenden Linus Starmann und Marcel Galrao gefragt, als sie sich am Institut für Architekturbezogene Kunst (IAK) mit modularen Möbeln und flexiblem Umziehen beschäftigten. Entstanden ist so ein Möbelsystem, das sie „move/able“ genannt haben. Damit dürfen die Studierenden jetzt einen Veranstaltungsraum in der Landesvertretung Niedersachsen in Berlin gestalten.
Doch wie genau funktioniert „move/able“? Linus Starmann und Marcel Galrao haben für die genormten Klappsteigen das entworfen, was ihnen bislang fehlte, um zum Möbel und Umzugshelfer zu werden: „Wir haben komplett reversible Verbinder und Gadgets entwickelt, die die Kisten unbeschadet zu einer Einheit zusammenfügen und ihnen neue Nutzungsmöglichkeiten geben“, erklärt Linus Starmann. Die Kisten werden dabei zu Bausteinen. Das macht sie vielseitig einsetzbar, so dass jedes Element für sich mehrere Funktionen erfüllen kann.
Heute sind sie zusammen ein Regal und morgen ist jeder für sich ein Hocker oder Nachttisch. Und beim anstehenden Umzug werden die Bausteine zu Umzugskisten und in der nächsten Wohnung ist der Schreibtisch ein Element kleiner oder größer. „Dadurch können die Kisten ohne Probleme in ihrem bestehenden Kreislaufsystem verbleiben. Das war und ist für uns immer Priorität, aber genauso auch Bedingung des Herstellers der Klappsteigen, der uns die Kisten kostenfrei zur Verfügung gestellt hat.“
Bett, Regal und Rollcontainer
Genauso wichtig ist den angehenden Architekten, dass jede mehr oder weniger handwerklich begabte Person sich alles aus den Kisten zusammenbauen kann – ohne Werkzeug. „Das Einzige, was benötigt wird, ist ein wenig Kreativität und die eigenen Hände“, so Linus Starmann. Insgesamt haben die Studierenden in ihrem freien Kompaktentwurf – betreut durch Professorin Folke Köbberling, Alexa Kreissl und Benjamin Menzel – neun verschiedene Elemente entwickelt und produziert. Vom Bett über einen Rollcontainer und Kleiderschrank zum Wandregal können die Kisten alle erdenklichen Möbel ergeben. In einem ersten Testlauf konnten sie auf diese Weise die komplette Einrichtung eines Zimmers innerhalb einer halben Stunde auf- und wieder abbauen. „Damit ist move/able auch deutlich schneller aufzubauen, als alles vom großen schwedischen Möbelhaus, würde ich behaupten.“
Für die Landesvertretung Niedersachsen in Berlin sollten die Architektur-Studierenden jetzt eine wandelbare Szenerie für verschiedene Events gestalten. „Zunächst noch ein wenig überrascht, hatten wir dann ganz schnell viel Spaß dabei, uns verschiedene neue Konstellationen zu überlegen“, berichtet Linus Starmann. „Vor allem weil die Varianten von Talkrunde, Modenschau oder Buchvorstellung über unsere alltäglichen Möbel hinausgehen.“ Ausgehend von der Perspektive der Anwender*innen entwarfen sie keine neuen Elemente, sondern schufen mit den bereits vorhandenen neue Kisten-Kompositionen. Für Linus Starmann eine spannende Erfahrung: „Zwischendurch haben wir uns gefühlt wie mit einem Fischertechnik-Bausatz.“
Was sich die Studierenden für den ersten Termin in der niedersächsischen Landesvertretung überlegt haben, könnt ihr vor Ort in Berlin erleben. Am 9. März ist Professorin Folke Köbberling dort für eine Talkrunde eingeladen.