Studierendenaustausch im Sinne von Ganesha Herausragende Studierende aus Bombay zu Gast an der TU Braunschweig
Zweieinhalb Monate lang waren 17 Studierende des Indian Institute of Technology Bombay (IIT Bombay) zu Gast an der TU Braunschweig. Die Kooperation mit der indischen Elite-Universität, die vom Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund ins Leben gerufen wurde, besteht bereits seit 2011. Die Partnerschaft zwischen den Universitäten ist durch mehrere Kooperationsabkommen besiegelt; wie fest sie mittlerweile innerhalb der TU Braunschweig verankert ist, zeigt die Beteiligung von sieben Instituten aus zwei Fakultäten und des Forschungszentrums LENA. Mitte Juli 2023 reisten die Studierenden mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen zurück nach Indien.
Professor Sándor Fekete, Initiator und Koordinator der Zusammenarbeit, freut sich sehr über die positive Entwicklung:
„Dass wir in diesem Jahr 17 Studierende des IIT Bombay hier begrüßen durften, zeigt, dass wir uns einen guten Ruf erarbeitet haben. Dafür spricht auch, dass wir 400 Bewerbungen erhalten haben, alle von hervorragenden Studierenden. Dabei spielt die TU9-Mitgliedschaft der TU Braunschweig eine wichtige Rolle. Aber die Studierenden wissen auch, dass wir uns sehr für sie einsetzen und möglichst viele Hindernisse für sie aus dem Weg räumen – sei es auf bürokratischer oder persönlicher Ebene.“
Insbesondere die geänderten Visabestimmungen erschwerten den Studierenden die Einreise nach Deutschland, so Fekete. Sind sie dann erst einmal in Braunschweig vor Ort, kommen weitere bürokratische Themen hinzu wie die Krankenversicherung für die Zeit des Aufenthaltes. „Viele Mitarbeiter*innen in den beteiligten Instituten, im International House und im Studierendenwerk setzen sich sehr für die Studierenden aus Indien ein“, betont Fekete. „Das ist ganz im Sinne des Elefantengottes Ganesha, der im hinduistischen Glauben als Beseitiger von Hindernissen gesehen wird“, erklärt er. Eine kleine „Ganesha“-Statue findet man auch in Feketes Büro – ein ehemaliger Forschungspraktikant des IIT Bombay hat sie ihm zum Dank für seine Mühe geschenkt.
Hoher Anspruch bereichert Austausch
Während ihrer Zeit in Braunschweig machen die indischen Studierenden meist ihre ersten praktischen Forschungserfahrungen. Dabei lernen sie nicht nur, wie die Zusammenarbeit mit Professor*innen und anderen Forschenden funktioniert, sondern auch mit Erfolgen und Misserfolgen in der Forschungsarbeit umzugehen. Nicht selten entstehen im Nachgang an den Aufenthalt herausragende Publikationen, berichtet Fekete.
Dass das Niveau der indischen Studierenden so hoch ist, hängt mit der strengen Auslese zusammen: Der Zugang zum Studium an den Eliteunversitäten unterliegt in Indien einem strengen Auswahlprozess. Von ca. 1,5 Millionen Bewerber*innen werden nur rund 10.000 zum Studium an einem Indian Institute of Technology zugelassen. So schaffen es nur sehr wenige Studienbewerber*innen an das besonders angesehene IIT Bombay. „Von diesem hohen Niveau der Austauschstudierenden profitieren natürlich auch die Studierenden in unseren Studiengängen, denn es findet ein reger Austausch statt. Neben dem fachlichen Hintergrund ist aber auch der interkulturelle Aspekt sehr wertvoll für beide Seiten“, so Fekete.
Auch Professor Andreas Waag, der in diesem Jahr erstmals Forschungspraktikant*innen des IIT Bombay an seinem Institut willkommen hieß, ist beeindruckt von dem Level, auf dem sich die Austauschstudierenden bewegen:
„Wir arbeiten am LENA nicht nur an der Halbleiter-Materialentwicklung und Chip-Prozessierung, sondern auch an der Systemintegration. Genau da, an der Schnittstelle von Hardware und Software, haben die Studierenden interessante und relevante Beiträge geliefert. Es ist beeindruckend, in welch kurzer Zeit vorzeigbare Ergebnisse erzielt wurden.“
„Diese Erfahrung wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben“
Auch die Studierenden, die in diesem Sommer an der TU Braunschweig zu Gast waren, ziehen ein positives Fazit. „Ich mochte die Arbeitsmoral und die Atmosphäre an der TU Braunschweig sehr. Insbesondere die Tatsache, dass ich buchstäblich jeden ansprechen und jedem Fragen stellen konnte, hat mir sehr gut gefallen“, sagt Dhananjay Raman. Für Mridul Agarwal, der seine Entscheidung für Braunschweig aufgrund der positiven Berichte seiner Vorgänger*innen traf, sei ebenfalls der Austausch mit renommierten Wissenschaftler*innen ein großer Mehrwert gewesen.
Forschungspraktikantin Rohinee Joshi möchte in Zukunft etwas von ihren Erfahrungen an andere Studierende weitergeben: „Ich bin sehr dankbar für alles, was die TU Braunschweig für uns getan hat. Von Professor Fekete haben wir gelernt, dass man sich am besten dafür bedankt, indem man anderen Menschen ebenfalls Chancen gibt, so etwas zu erleben. Das möchte ich auf jeden Fall umsetzen. Diese Praktikumserfahrung wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.“
Im kommenden Sommer werden erneut Studierende des IIT Bombay an der TU Braunschweig begrüßt. Dazu laufen bereits Aktivitäten zur Fortsetzung der Zusammenarbeit – auch in anderen Fachgebieten.
„Unser Ziel ist es, die Kooperation auf breiter Universitätsebene weiter auszubauen. Dafür hat man uns von indischer Seite über die Kooperationsabkommen hinaus sogar schon Angebote zur Zusammenarbeit auf Verwaltungsebene gemacht“, blickt Sándor Fekete voraus.