Spotlight: Chancengleichheit und Diversität Themen der Präsidentin
Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit eine Rede zum Thema Chancengleichheit in der Arbeitswelt zu halten. Das Thema Chancengleichheit prägt die derzeitige gesellschaftliche Debatte. Auch mir persönlich und als Präsidentin einer Technischen Universität ist das Thema ein besonderes Anliegen und essenzieller Aspekt der von uns angestrebten ganzheitlichen Exzellenz. Deshalb möchte ich dieses komplexe und facettenreiche Thema für dieses Spotlight noch einmal aufgreifen.
Wovon reden wir, wenn wir von Chancengleichheit in der Arbeitswelt reden?
Das Thema Chancengleichheit wird unter unterschiedlichen Labeln diskutiert: Gleichstellung, soziale Vielfalt, Gender und Diversity Management, Chancengleichheit und einige mehr. Chancengleichheit bezeichnet den Zugang zu gleichen Lebenschancen für alle, unabhängig von Zuschreibungen, gesellschaftlicher Positionierung oder Gruppen wie zum Beispiel zwischen „Männern“ und „Frauen“, „Jüngeren“ und „Älteren“ oder „Zugewanderten“ und „Einheimischen“. Diversität hingegen beschreibt die Vielfalt unterschiedlicher Personen oder Personengruppen und wird meist als eine Ressource für Kreativität, Perspektivenvielfalt, Arbeitsproduktivität und Organisation diskutiert.
Warum ist Chancengleichheit und Diversität in der Arbeitswelt relevant und wünschenswert?
Zum einen ist Chancengleichheit in Deutschland und Europa schlicht und ergreifend gesetzlich verankert. Neben der rechtlichen Grundlage ist jedoch auch der normative Aspekt der Fairness relevant und nicht zu unterschätzen: die ökonomische Perspektive. Fachkräfteengpässe sind ein andauerndes Thema, auch an der TU Braunschweig. Darüber hinaus sind die Vorteile gelebter Diversität und Chancengleichheit sowohl für Arbeitnehmer*innen als auch Unternehmen groß, denn ein vielfältiges Team besteht aus unterschiedlichen Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten, Perspektiven und Erfahrungen. Studien zeigen: In Unternehmen und Organisationen, die Chancengleichheit als Teil ihrer Organisationskultur sehen und leben, erhöht sie die Kreativität und Innovation, sorgt sie für bessere Resultate, mehr Zufriedenheit, fördert ein positives und gesünderes Arbeitsklima.
Was können wir also aktiv tun, um Chancengleichheit und Diversität zu fördern?
Generell gilt: Sich mit dem Thema „Chancengleichheit und Diversität“ zu beschäftigen. Dorthin zu sehen, wo traditionelle Strukturen und Hierarchien die Chancengleichheit bisher verhindern. Gepflogenheiten und Traditionen sollten gewürdigt und wo sinnvoll auch weitergeführt werden. Sie sollten jedoch auch stetig überprüft und mit zukünftigen Entwicklungen und aktuellen Erkenntnissen verbunden werden. Nur so lassen sich auch subtile Diskriminierungsstrukturen aufdecken und verändern.
Für die TU Braunschweig heißt das seit meinem Amtsantritt: Die Erhöhung und Stärkung der Diversität ist systematischer Teil unserer Hochschulentwicklung in allen Säulen unserer Universität – Forschung, Lehre & Studium, Administration & Governance, Transfer. Wir haben uns aus voller Überzeugung über die Notwendigkeit dem Thema Chancengleichheit und Diversität als strategischen Entwicklungsthema angenommen, sehen hier unsere Verantwortung und möchten damit auch eine Vorreiterinnenrolle für andere Arbeitgeber*innen der Region und über diese Grenzen hinaus verstärkt wahrnehmen.
Institutionen und Unternehmen müssen eine Personalpolitik anstreben mit vorurteilsfreier Personalgewinnung und transparenten, strukturierten Verfahren. Auch in unseren Bewerbungsprozessen an der TU Braunschweig geht es natürlich nicht darum, zukünftig nur Frauen zu berufen. Auch uns geht es immer um die Auswahl der Besten, der kreativsten Personen, die mit uns die Globalen Herausforderungen gemeinsam bewältigen. Mein konkretes Ziel für die TU Braunschweig ist es, darüber zu reflektieren, was für uns die besten Personen sind und stets für mehr Auswahlgerechtigkeit zu sorgen.
Der Zugang zu Positionen und Ressourcen erfolgt in der Arbeitswelt oft über Netzwerke. Wer keinen Zugang zu solchen Netzwerken hat, ist auch beim Zugang zu Positionen und Ressourcen benachteiligt. Wer Teil eines solchen „Interaktionsgeflechts“ ist, kann sich mit Menschen austauschen und im besten Fall persönlich und beruflich voneinander profitieren. Nicht selten entstehen hier wertvolle, vertrauenswürdige und langjährige berufliche Verbindungen. Daher ist mir dieser Aspekt auch an der TU Braunschweig im Kontext des Themas Gleichstellung und Diversität sehr wichtig. In meinem Spotlight im November 2021 bin ich darauf bereits eingegangen.
Diversität und Gleichstellung sind Konzepte, die gelebte Realität einer Universität sind oder sein sollten. Sie helfen, Vielfalt in Forschung, Lehre, Studium und Verwaltung zu fundieren. Es sind Konzepte, zu denen wir uns als Universität Braunschweig, zu denen alle Universitäten sich kontinuierlich verhalten müssen, um ganzheitliche Exzellenz zu ermöglichen. In diesem Jahr werden wir auch über Veranstaltungen die Bedeutung der Themen Diversität und Antidiskriminierung hervorheben. Mir ist es wichtig, mit den Mitgliedern unserer Universität ins Gespräch zu kommen und gemeinsam zu beraten, was wir tun können, um soziale Vielfalt zu fördern.
Mir ist es ganz besonders wichtig, dass wir den Veränderungsprozess hin zu einer offenen und chancengleichen Arbeitswelt durch valide Daten untermauern und wissenschaftlich begleiten. Damit schaffen wir die notwendige Transparenz und die Grundlage für eine datenbasierte, wissenschaftlich fundierte Reflektion und Argumentation. Nur so können wir beginnen, eingefahrene Strukturen und Prozesse in der Arbeitswelt nachhaltig zu verändern. Gleichzeitig wirken wir so als TU Braunschweig entscheidend dabei mit, das nötige Bewusstsein und die Sensibilität für dieses wichtige Thema intern, in unserer Region und weit darüber hinaus zu schaffen.
Nutzen wir also gemeinsam die Chance, wagen wir tagtäglich den Wandel hin zu einer offenen Gesellschaft und Arbeitswelt – bunt, nachhaltig, generationsübergreifend – und nutzen wir die Chancen, die uns damit als Wissenschafts- und Bildungsinstitution geboten werden. Wir können alle unseren Beitrag dazu leisten. Jeden Tag. Lassen Sie uns gemeinsam den Weg dafür ebnen.