Role Model: Doro Bischoff Erfahrungen als First Generation Akademikerin
Das Projekt Role Models: First Generation Akademiker*innen an der TU Braunschweig macht im Rahmen des Fokus 2022 soziale Vielfalt an unserer Universität sichtbar, ermöglicht das Kennenlernen verschiedener Bildungsbiografien und schafft akademische Vorbilder für First Generation Students. Anhand von kurzen Interviews stellen sich Mitglieder der TU Braunschweig vor, die als Erste*r in ihrer Familie studiert haben. Dieses Mal: Doro Bischoff, Doktorandin am Institut für Geophysik und Extraterrestrische Physik.
Welche Hürden gab es auf Ihrem bisherigen Karriereweg? Was hat Ihnen geholfen, diese zu überwinden?
Eine Hürde auf dem Weg durch mein Studium war die Finanzierung. Ich konnte glücklicherweise im Bachelorstudium einen Großteil durch BAföG abdecken. Das ging allerdings mit einem hohen Aufwand einher; über die Anträge und Nachweise, bis hin zur Rückzahlung. Gleichzeitig habe ich neben dem Studium gearbeitet und mich, leider häufig erfolglos, um Stipendien bemüht.
Außerdem lernte ich erst im Studium, wie die akademische Welt funktioniert. Die Vorstellung zu promovieren, hat mich schon früh gereizt, obwohl ich damals eigentlich nicht wusste, was das konkret bedeutet. Nichtsdestotrotz trat ich nach dem Studium eine externe Promotionsstelle an. Kurz darauf merkte ich aber, dass das Thema nicht das richtige für mich ist. Mir das bewusst zu machen und dann letztlich eine neue Stelle anzufangen, war eine Herausforderung, an der ich gewachsen bin.
Auf welche persönlichen Ressourcen können Sie zurückgreifen?
Ich denke, eine wichtige Ressource ist der Erfahrungsaustausch mit anderen, etwa in Netzwerken. Der Femtec Alumnae Verein ist für mich eine zentrale Anlaufstelle, in der sich Frauen aus dem MINT Bereich zusammen engagieren. Eigentlich bin ich zwar keine Femtec Alumna, da das Femtec Programm zu meiner Studienzeit in Braunschweig nicht angeboten wurde, aber ich konnte trotzdem Mitglied werden und bin sehr inspiriert von den unterschiedlichen Lebensläufen der Frauen dort. Hier tausche ich mich mit Promovierenden in kleinen Gruppen wöchentlich über unsere Promotionen aus. Das schafft viel Motivation und gegenseitige Unterstützung. Auch das Netzwerk der First Generation Students an der TU Braunschweig kann eine solche Ressource sein, in der ich gern meine Erfahrungen teile.
Welche Ideen haben Sie, um die Chancengleichheit für First Generation Students zu verbessern?
Aus meiner Sicht würde es zu mehr Chancengleichheit führen, wenn die Studienfinanzierung durch BAföG einfacher wäre. Das betrifft vor allem die Beantragung und die Regelungen zur individuellen Fördersumme. Auf der einen Seite hält es sicher Einige davon ab, ein Studium zu beginnen, wenn sie sich nicht sicher sind, mit wie viel Unterstützung sie hier rechnen können. Auf der anderen Seite verursacht es einen großen Druck während des Studiums, die Regelstudienzeit einzuhalten und sich immer wieder um die Anträge zu kümmern. Zumal die Regelstudienzeit, wenn man einem Nebenjob nachgeht, oftmals nicht einzuhalten ist.
Wann haben Sie sich für ein Studium entschieden und was hat diese Entscheidung beeinflusst?
Die Idee zu studieren, festigte sich im Laufe meiner Schulzeit. Die Frage, was ich studieren möchte, habe ich aber lange vor mir hergeschoben. Die vielen Möglichkeiten haben mich teilweise überfordert. Letztlich fiel meine Entscheidung auf Physik, da ich schon immer durch meine naturwissenschaftliche Neugier angetrieben wurde und ich mich besonders für Astrophysik begeistere. Letzteres kommt vermutlich durch meinen großen Bruder, der gern SciFi-Serien schaut. Durch den extraterrestrischen Forschungsschwerpunkt klang die TU Braunschweig für mich nach einer guten Wahl und deswegen bin ich auch bis heute geblieben.