Post aus … Zagreb Studentin Janina Bartram berichtet aus Kroatien
Hier lebe ich momentan:
Momentan lebe ich in Zagreb, der Hauptstadt von Kroatien.
Das mache ich in Zagreb:
Ich studiere hier an der University of Zagreb oder, wie sie auf Kroatisch heißt, an der Sveučilište u Zagrebu. Eigentlich bin ich als Erasmusstudentin des Instituts für Geschichtswissenschaft hier, um Geschichte zu studieren. Allerdings habe ich auch die Möglichkeit, mein zweites Fach Germanistik zu studieren, da die Uni ein riesiges Angebot an Lehrveranstaltungen in diesem Bereich hat.
Mein Aufenthalt dauert insgesamt:
5 Monate – ich wollte aber gerne die Orientierungswoche zu Beginn des Semesters mitnehmen, also bin ich ein bisschen früher angereist.
Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt entschieden:
Schon vor dem Abitur stand für mich fest, dass ich nach meinem Abi auf jeden Fall ins Ausland möchte. Direkt nach dem Abi war ich noch nicht bereit, mich ein Jahr aus Deutschland zu verabschieden. Aufgegeben habe ich den Traum aber nie. Es hat etwas gedauert, aber jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Mit Erasmus habe ich auch die perfekte Möglichkeit für mich gefunden, um Studium und Auslandsaufenthalt zu kombinieren. Und was soll ich sagen? Bisher bin ich überglücklich mit meiner Entscheidung.
Leben vor Ort
So wohne ich in Zagreb:
Ich wohne in einer WG, die genau 1 Minute und 53 Sekunden von meiner Fakultät entfernt ist. Die Wohnung habe ich durch Zufall und mithilfe einer WhatsApp-Gruppe gefunden. Jetzt wohne ich zusammen mit einem Deutschen, einem Finnen und unserem Vermieter (und neuerdings auch seiner Freundin). Die Wohnsituation ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber aus meinem Zimmer habe ich den wahrscheinlich coolsten Ausblick in ganz Zagreb über einen großen Teil der Stadt – dieser Ausblick entschädigt für vieles. Außerdem verstehe ich mich mit den beiden Austauschstudenten super und wir versinken oft in tiefgründige Diskussionen über Gott und die Welt.
Was unterscheidet das Studieren in Kroatien von dem in Deutschland?
Anders als in Braunschweig gibt es in Zagreb keinen Zentralcampus und die einzelnen Fakultäten sind in der ganzen Stadt verteilt. Alle Fakultäten haben unterschiedliche Lehrzeiten und Pausen. Ich habe zum Beispiel zwischen meinen Veranstaltungen gar keine Pause, muss aber nur den Raum wechseln und nicht das Gebäude. Außerdem kommen die Dozentinnen und Dozenten immer zu spät – meistens genau 8 Minuten, wie wir durch Zeitmessen bei aufkommender Langeweile während des Wartens herausfanden. Die Atmosphäre in den Veranstaltungen ist ganz anders als in Deutschland. In meinen Kursen werden nur die Lehrenden gesiezt und wir Studierenden geduzt. Außerdem meldet sich niemand bevor er oder sie etwas sagen möchte – nur ich, wenn ich das mal wieder vergesse. Oft erinnern mich die Veranstaltungen trotzdem an den Unterricht in der Schule. Es kam schon vor, dass Studierende während der Vorlesung in die erste Reihe gesetzt wurden, weil sie am Handy waren. Auch die Gruppendynamik innerhalb eines Kurses ist anders. Wir haben zum Beispiel zu Beginn einer Veranstaltung zusammen einen Weihnachtsbaum geschmückt oder vor einer Vorlesung ein Aktivierungsspiel gespielt, sodass wir uns besser kennengelernt haben. Doch auch wenn das alles sehr entspannt klingt, wurde dennoch von Anfang an deutlich gemacht, was von uns Studierenden erwartet wird. Wahrscheinlich kommt es auf den Studiengang an, aber mein Mitbewohner und ich sind uns einig, dass wir hier viel mehr lernen müssen als in unseren jeweiligen Heimatländern.
Besonders typisch für mein Aufenthaltsland ist:
Auf jeden Fall der Besuch von Cafés. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich mich nicht mit irgendjemanden zum Kaffeetrinken treffe. Auch die Kroaten treffen sich mehrmals in der Woche in unterschiedlichen Cafés und tauschen sich dort über alles Mögliche aus. Außerdem bin ich hier schon etliche Kilometer zu Fuß gelaufen. Die Tram kommt meistens nicht so, wie sie kommen soll und Radfahren ist einfach unmöglich, da man auf den Bürgersteigen fahren muss. Montags trifft man viele internationale Studierende in der Rakhiabar. Da gibt es für uns einen Rabatt und vor allem am Anfang kann man dort sehr gut Leute kennenlernen.
Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:
Rechnungen getrennt bezahlen geht nicht. Egal, ob im Café, Restaurant oder Imbiss, die Rechnung wird immer gemeinsam beglichen.
Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes:
Definitiv die Sprache. Ich bin hergekommen, ohne ein Wort kroatisch zu kennen. Die Schwierigkeiten: Im kroatischen Alphabet gibt es nicht nur andere Buchstaben, sondern auch bekannte Buchstaben werden ganz anders ausgesprochen als in Deutschland. Mittlerweile kann ich immerhin Hallo, Tschüss, Danke und Entschuldigung sagen. Außerdem habe ich natürlich gelernt, einen Kaffee zu bestellen. Für meine zwei Geschichtskurse auf Kroatisch reicht das aber definitiv nicht aus und ich muss mir den Inhalt mithilfe von zwei ziemlich dicken Büchern selbst beibringen. Aber selbst Schuld – ich hätte mir die Kursbeschreibung gründlicher durchlesen sollen. Das Croaticum, das Institut zum Erlernen der kroatischen Sprache und Kultur, bietet allerdings auch einige Geschichtskurse auf Englisch an.
Das nehme ich von hier mit nach Hause:
Meine Sveučilište u Zagrebu-Socken! Bei der offiziellen Begrüßung haben wir alle einen Beutel von der Universität bekommen (den Beutel an sich finde ich übrigens auch ziemlich cool!) und in dem waren neben Stiften, Notizheften, einem T-Shirt etc., auch Socken von der Uni. Die haben es mir echt angetan und werden mich immer an die schöne Zeit hier erinnern.
Gut zu wissen
Diese landestypische Speise sollte man unbedingt probieren:
Was man auf jeden Fall probieren sollte, ist der gegrillte Mais und die Maronen, die es hier an jeder Straßenecke für 10 Kuna (1,30 Euro) gibt. Das ist der beste Snack zu jeder Tages- und Nachtzeit. Außerdem gibt es auch fast überall Burek. Das sind superleckere gefüllte Blätterteigtaschen mit Feta, Spinat, Fleisch und vielem mehr. Und auch Kartoffeln mit Mangold sind eine beliebte und sehr leckere Beilage, die es zum Glück jeden Tag in der Mensa gibt.
Welches Fettnäpfchen sollte man in Kroatien vermeiden?
Wie bereits erwähnt, getrennt bezahlen zu wollen! Ich habe erst vor ein paar Tagen mit einem Kroaten drüber gesprochen und er meinte, dass wir Deutschen in dieser Hinsicht echt komisch sind – wieso bezahlt denn nicht immer nur einer und beim nächsten Mal einfach jemand anderes? Gute Frage eigentlich.
Diesen Tipp gebe ich anderen Studierenden, die ins Ausland gehen möchten:
Habt keine Angst! Meine größte Angst war, dass ich niemanden kennenlerne und dann allein in meinen Kursen sitze. Durch die Orientierungswoche, die das Erasmus Student Network hier organisiert hat, hat man viele Leute kennengelernt, sodass alle schnell Kontakt hatten. Auch in meinen Kursen läuft bisher alles super und das, obwohl ich fast immer die einzige Nicht-Kroatin bin.