Methan über der Ostsee Weitere erfolgreiche atmosphärische Methan-Messungen über den Nord-Stream-Lecks
Die ersten Helikopter-Messungen der Methan-Konzentration über der Ostsee im Oktober 2022 zeigten, dass erhöhtes Methan nicht nur direkt über den Lecks in den Nord-Stream-Pipelines gemessen wurde, sondern über eine größere Fläche. Regelmäßige Schiffsmessungen des Instituts für Ostseeforschung in Warnemünde im Rahmen des Europäischen ICOS Projekts deuteten darauf hin, dass die Methan-Konzentrationen im Wasser auch noch über einen längeren Zeitraum erhöht waren. Vor diesem Hintergrund führte das Institut für Flugführung der TU Braunschweig zusammen mit dem Institut für Physik der Atmosphäre vom DLR im November 2022 erneut Messungen mit der Hubschrauber-Schleppsonde HELiPOD durch.
Am 16. und 17. November 2022 kam der HELiPOD für erneute Messungen zum Einsatz: Mit Wissenschaftlern der TU Braunschweig und des DLR konnten zwei Messflüge vom polnischen Flugplatz Kołobrzeg aus erfolgreich durchgeführt werden. Der HELiPOD ist mit vielen verschiedenen Messgeräten ausgestattet. Neben den meteorologischen Parametern Wind, Temperatur und Feuchte misst er die Konzentration von Methan, Kohlenstoffdioxid, Ozon und Partikeln in der Luft.
„Die Flugplanung um diese Jahreszeit ist schwierig. Oft sind Vorhersagen über mehrere Tage nicht zuverlässig, insbesondere was die Auflösung von Nebel angeht. Daher sind wir sehr froh, dass es mit den Messungen geklappt hat und wir nun einen weiteren sehr interessanten Datensatz vorliegen haben“, berichtet Dr. Astrid Lampert von der TU Braunschweig.
Dieser Enthusiasmus wird auch von Julia Marshall des DLR Instituts für Physik der Atmosphäre geteilt: „Die Auswertung der ersten Flugdaten war schon sehr spannend. Die räumliche Verteilung des Quellgebiets hat uns überrascht. Wir freuen uns auf den neuen Datensatz, um mehr über die Freisetzung und Verbreitung des Methans aus den Nord-Stream-Lecks zu lernen.“ Das DLR analysiert die räumliche Verteilung des gemessenen Methans in der Atmosphäre und nutzt dazu die Methode der inversen Modellierung, um die Ausbreitung zu verstehen. Die TU Braunschweig untersucht insbesondere die Zusammensetzung des gemessenen Methans – das heißt, den Anteil an schwereren oder leichteren Molekülen, den sogenannten Isotopen, um Hinweise über die Herkunft des Methans zu gewinnen.
Jede Methan-Quelle hat einen eigenen „Fingerabdruck“, mit dem man etwa unterscheiden kann, ob das Methan aus fossilen oder biologischen Quellen stammt. Methan ist ein starkes Treibhausgas, und es gibt zur Begrenzung des Klimawandels internationale Absprachen, die emittierte Menge zu erfassen und langfristig zu reduzieren. Dafür ist die Kenntnis der Herkunft von großer Bedeutung.
Die Flugmessungen im November wurden über ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert.
Autorin: Astrid Lampert