„Leb dich grün“ Beatriz Garcia Minguez über das Energiesparen mit Aufklebern und „Nudging“
Mit kleinen Veränderungen im Alltag zu mehr Nachhaltigkeit – das möchte das Enactus-Projekt „Leb dich grün“. Dafür entwerfen sie Sticker und hängen diese in Universitätsgebäuden auf. Für den zweiten Teil unserer Reihe zum „Energiesparen an der TU Braunschweig“ hat sich Mark Winter mit Beatriz Garcia Minguez, Teammitglied bei Enactus, getroffen und ihr Fragen zum Energiesparen als Student*in gestellt.
Hallo Beatriz, kannst du Dich und das Projekt „Leb dich grün“ kurz vorstellen?
Ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen und bin ein Teil des Teams von „Leb dich grün“. Das ist ein Projekt innerhalb der Studierendeninitiative Enactus Braunschweig e.V. Bei Enactus geht es darum, dass man sich mit nachhaltigen und sozialen Projekten beschäftigt. Ziel ist, dass sich die Projekte irgendwann von selbst tragen. Im Projekt „Leb dich grün“ sind wir ein Team aus zwölf Studierenden aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen. Wir beschäftigen uns hier mit nachhaltigem und ressourcenschonendem Verhalten und wollen dies Menschen nahebringen. Wir haben gemerkt, dass im Alltag zu viel konsumiert und verbraucht wird und wollen deshalb Menschen zum Nachdenken anregen – ohne dabei zu sagen, dass sich jede*r grundsätzlich in seinem Verbrauch schlecht und umweltschädlich verhält. Wir wollen das auf eine positive und spaßige Art und Weise machen und dabei zeigen, wie man einzelne Handlungen im Alltag verändern kann, um nachhaltiger und umweltschonender zu leben.
Was sind das für Handlungen, die Ihr verändern wollt?
Es hat alles mit unseren Stickern begonnen. Wir haben uns dafür ursprünglich das Thema „Papierhandtücher“ ausgesucht. Die verwendet man nur einmal und schmeißt sie dann weg. Es würde hier schon einen großen Unterschied machen, wenn jede*r nur ein oder zwei Handtücher nutzt, statt einer ganzen Handvoll. Rechnet man diese persönliche Einsparung auf 1000 Menschen hoch, entsteht hier eine große Ersparnis – nicht nur für die Umwelt, sondern auch finanziell für die Universität.
Sind das die einzigen Sticker, die Ihr entworfen habt?
Nein, das waren nur die ersten Sticker, die wir produziert und aufgehängt haben. Die waren tatsächlich sehr erfolgreich. Danach haben wir uns im Team zusammengesetzt und uns überlegt, welche Themen wir mit Stickern noch adressieren können. Daraufhin haben wir den zweiten und dritten Sticker mit der Botschaft „Du gehst raus? Licht aus!“ und „Am besten digital angucken, sonst beidseitig drucken!“ entworfen. Hier geht es um den Strom-, bzw. Papierverbrauch. Außerdem sind wir gerade in den Planungen für einen Heizungssticker.
Wie identifiziert ihr die Orte, an denen ihr die Sticker aufhängt?
Also am Anfang, beim Sticker zu den Papierhandtüchern, war das ganz klar auf Toiletten und in Badezimmern. Die kleben meistens über dem Papierkasten, sodass man sie nicht übersehen kann. Den „Licht aus“-Sticker haben wir noch nicht verteilt, weil der erst während der Coronapandemie entworfen wurde. Eine kleine Anzahl von diesen Stickern habe ich aber schon privat verklebt. Da habe ich zum Beispiel bei meiner Praktikumsstelle gefragt, ob ich dort welche aufhängen darf und sie dann direkt neben einige Lichtschalter in Türnähe platziert.
Warum Sticker? Was ist die Idee dahinter?
Der Grund, warum wir Sticker ausgewählt haben, ist, weil sie gleichzeitig auffallen, simpel zu produzieren sind und kurze Handlungsempfehlungen an den Orten geben können, an denen Energie und Ressourcen verbraucht werden. Wir arbeiten hier mit kurzen und einfachen Botschaften, die sich im besten Fall sogar reimen. „Du gehst raus? Licht aus!“ – das klingt melodisch und bleibt im Kopf. Dabei stützen wir uns auf psychologische Ansätze wie z.B. das „Nudging“ (dt. „Anstoßen, anschubsen“). Die Sticker sollen also Leute anregen, ihr Verhalten zu überdenken.
Wie ist das Feedback zu den Stickern?
Das Feedback ist messbar positiv. Im Anschluss an die Testphase unseres ersten Stickers hat die TU Braunschweig festgestellt, dass sie zwei Millionen Papierhandtücher in einem Jahr eingespart hat. Bei unseren nächsten Stickern hoffen wir natürlich auf einen ähnlich positiven Effekt.
Welche anderen Projekte hat Enactus darüber hinaus noch?
Es gibt zahlreiche Projekte bei uns, die entweder einen Fokus auf Umwelt oder soziale Themen haben. Ein Umwelt-Projekt ist beispielweise „Pflanzen auf Achse“, in dem wir ein sensorgesteuertes Bewässerungssystem für Pflanzen entwickeln. Ein Projekt mit eher sozialer Ausrichtung ist „FairFolgen“: Das ist eine nachhaltige Stadtrallye für Schüler*innen durch Braunschweig, die ihnen an verschiedenen Stationen über Quizfragen, Audioinput usw. unterschiedliche Aspekte der Nachhaltigkeit vorstellt. Es ist wichtig, dass man mit dem Thema Nachhaltigkeit früh in der Erziehung anfängt, damit Kinder energie- und ressourcenschonendes Verhalten lernen und Routinen entwickeln.
Wie kann man denn als Student*in an der TU Energie einsparen? Was sind deine Tipps?
Da gibt es viele Möglichkeiten! Das fängt schon auf dem Weg zur Universität an. Nach Möglichkeit sollte auf das Auto verzichtet werden und der ÖPNV oder noch besser das Fahrrad genutzt werden. Außerdem hilft natürlich auch ein niedrigerer Verbrauch an Papierhandtüchern. Wenn man als Letze*r in einem Raum ist, sollte man darauf achten, dass Licht, Beamer usw. ausgeschaltet sind. In der Mittagspause sollte man sich in der Mensa nur Essen holen, das man auch wirklich verzehrt, um Nahrungsmittelverschwendung vorzubeugen. Das Beste an dem nachhaltigeren Verhalten ist, dass es sich oft doppelt finanziell lohnt. Nicht nur die Universität kann dadurch Geld sparen, sondern auch jede*r persönlich. Wenn man die Menschen nicht mit der Umwelt überzeugen kann, dann überzeugt sie oft das Geld.
Vielen Dank für das Interview.