„Ich kann mir vorstellen, irgendwann zurückzukehren“ Stipendiatinnen aus den USA zu Gast an der TU Braunschweig
Die Studentinnen Sarah Winnier und Jen Nguyen aus den USA haben einen spannenden Sommer an der Technischen Universität Braunschweig verbracht. Im Rahmen ihrer Forschungsstipendien untersuchten sie am Institut für Pflanzenbiotechnologie und Bioinformatik das Erbgut von Kakao-Pflanzen. Im Interview erzählen sie uns von ihren Eindrücken und Erfahrungen in Braunschweig.
Warum haben Sie sich für die TU Braunschweig als Gastuniversität entschieden?
Sarah Winnier: Ich habe in der Datenbank von RISE Germany nach einem Forschungspraktikum gesucht, das zu meinen Forschungsinteressen passt. Dort bin ich auf die Arbeitsgruppe von Professor Boas Pucker aufmerksam geworden. Das Thema war sehr ähnlich zu meiner Arbeit an der University of Texas in Austin, aber die Herangehensweise war eine andere. Das hat mich sehr gereizt. Ehrlicherweise kannte ich die TU Braunschweig bis dato nicht, aber ich bin sehr froh, dass ich mich entschieden habe, das Praktikum hier zu absolvieren und die Förderung von RISE Germany erhalten habe.
Jen Nguyen: Mir ging es sehr ähnlich. Auch ich bin online über die Projektausschreibung der AG von Professor Pucker auf die TU Braunschweig gestoßen. Da die Förderung mit RISE Germany nur für eine Person pro Projekt möglich ist, habe ich den Aufenthalt über eine Förderung meiner Heimatuniversität, der University of San Diego, realisiert.
Woran haben Sie während Ihrer Zeit hier gearbeitet?
Jen Nguyen: Wir haben Kakaopflanzen und insbesondere die unterschiedliche Pigmentierung zweier Arten untersucht. Unser Ziel war es, herauszufinden, was genau diese unterschiedliche Pigmentierung hervorruft.
Sarah Winnier: Genau. Tatsächlich konnten wir ein Gen ausfindig machen, das eventuell für diesen Unterschied verantwortlich ist. Wir haben viel Zeit am Computer verbracht und die genetischen Informationen abgeglichen, um zu diesem ersten Ergebnis zu kommen. Ich werde zu Hause in den USA auf jeden Fall weiter daran arbeiten.
Was hat Ihnen an Ihrem Praktikum besonders gut gefallen?
Sarah Winnier: Für mich war es ein Highlight, dass ich im Rahmen des Praktikums auch an einer Lehrveranstaltung teilnehmen konnte. Es war ein kleiner Kurs mit nur sechs Studierenden und wir konnten im Labor sehr viele Dinge ausprobieren. Außerdem gab es für alle RISE-Stipendiat*innen ein Netzwerktreffen in der wunderschönen Stadt Heidelberg und wir haben die Präsidentin der TU Braunschweig, Professorin Angela Ittel, getroffen.
Jen Nguyen: Das war auch für mich ein Highlight. Wir haben mit Frau Ittel im Rahmen ihrer „Campus Hour“ gesprochen und ihr auch einige von unseren Ideen erzählt, wie die TU Braunschweig für Studierende vielleicht noch attraktiver werden könnte.
Sarah Winnier: Ja, zum Beispiel, indem nicht nur auf dem Hauptcampus, sondern auch auf den anderen Campusbereichen mehr studentische Aktivitäten angeboten werden.
Jen Nguyen: Und für internationale Studierende wäre es sehr interessant, wenn es mehr Summer Schools geben würde, in denen man die Universität kennenlernen kann. Auch ein größeres Kursangebot in englischer Sprache wäre hilfreich.
Gab es auch Herausforderungen während Ihrer Zeit in Braunschweig?
Jen Nguyen: Der Einschreibungsprozess gestaltete sich leider ziemlich schwierig. Das lag vor allem an einer Problematik mit der Krankenversicherung. Nachdem das mit Hilfe des International House erledigt war und ich auch eine Unterkunft gefunden hatte, klappte aber alles reibungslos.
Sarah Winnier: Für mich war es ein wenig schwierig, ein Zimmer im Studierendenwohnheim zu bekommen. Unsere Betreuerin, Maria Fernanda Marin Recinos, hat mir dann sehr geholfen, weil die Zeit knapp wurde. Am Ende hat aber alles funktioniert.
Hat Sie etwas an Deutschland oder der TU Braunschweig überrascht?
Sarah Winnier: An der TU Braunschweig hat mich überrascht, dass der Campus über die ganze Stadt verteilt ist. Das kenne ich so aus den USA von meiner Universität nicht. An Deutschland insgesamt hat mich am Anfang überrascht, dass sonntags alles geschlossen ist und dass hier so viel gegrillt wird. Ich habe letzteres eher für eine amerikanische Gewohnheit gehalten.
Jen Nguyen: Ja, das stimmt. Der ruhige Sonntag war für mich am Anfang auch seltsam, aber mit der Zeit fand ich es sehr angenehm, weil alles so entschleunigt ist. Positiv überrascht hat mich, dass viele Menschen in Deutschland sich so intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Das fängt hier schon mit der Mülltrennung an und zeigt sich auch daran, dass viel mit dem Rad gefahren wird.
Haben sich Ihre Erwartungen, mit denen Sie nach Braunschweig gekommen sind, erfüllt?
Sarah Winnier: Ja, auf jeden Fall. Ich habe mehr gelernt, als ich es mir je erhofft hätte. Die Arbeit im Labor und vor allem auch die Freundlichkeit, mit der uns alle empfangen haben, hat das Praktikum für mich zu einem vollen Erfolg gemacht. Außerdem fand ich die Stadt Braunschweig mit ihren vielen Parks wirklich toll. Ich kann mir sogar vorstellen, irgendwann zurückzukehren.
Jen Nguyen: Das kann ich so unterschreiben. Ich würde es definitiv weiterempfehlen, hierherzukommen. Für mich war die Arbeit mit den Kakaopflanzen völlig neu und ich habe viel gelernt. Ich bin sicher, dass ich vieles davon in meinem Studium anwenden kann. Ich bin unseren Betreuer*innen Professor Pucker und Maria Fernanda Marin Recinos sehr dankbar für diese unvergessliche Zeit. Ich kann mir vorstellen, vielleicht sogar ein Masterstudium in Deutschland zu absolvieren.
Haben Sie einen Tipp für andere internationale Studierende, die an die TU Braunschweig kommen möchten?
Jen Nguyen: Lernt auf jeden Fall ein wenig Deutsch vor Eurer Anreise!
Sarah Winnier: Das stimmt. Wenn ich etwas anders machen könnte, würde ich auch im Vorfeld mehr Deutsch lernen. Außerdem habe ich jedes Wochenende zum Reisen genutzt und dabei viele tolle Ecken in Deutschland gesehen. Ich bin sogar einen Halbmarathon in Füssen gelaufen – das ist eine tolle Erinnerung.