Frische Ideen für Magdeburg Architekturstudierende entwickeln städtebauliche Visionen für Innenstadt-Quartier an der Elbe
Im Laufe der Geschichte wurde Magdeburg verschiedentlich geprägt – von der kaiserlichen Metropole über die Industriestadt, den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt. Seit der Wiedervereinigung konnte ein rapider Prozess der Deindustrialisierung beobachtet werden. Große, meist ehemalige Industrieareale, wie zum Beispiel im Hafen, liegen seit 30 Jahren brach. Dennoch gibt es im Stadtzentrum erste Nachverdichtungsprojekte. Die Stadt Magdeburg beschäftigt sich dabei auch mit der möglichen Nachverdichtung des Erbes des sozialistischen Städtebaus. In diesem Kontext haben Architekturstudierende im Rahmen eines kooperativen städtebaulichen Entwurfsstudios am Institute for Sustainable Urbanism (ISU) der TU Braunschweig Visionen und städtebauliche Strategien für ein Quartier in der Magdeburger Innenstadt entwickelt, die demnächst im dortigen IBA Shop gezeigt werden.
Das „Städtebauliche Projekt“, ein kooperatives städtebauliches Entwurfsstudio, bildet für Architekturstudierende im dritten Bachelor-Semester den Einstieg in das städtebauliche Entwerfen. Ausgehend von der Auseinandersetzung mit den Potenzialen und Herausforderungen einer Stadt werden Visionen für das Leben und Arbeiten in der Stadt der Zukunft entworfen. Ziel ist die Erarbeitung fundierter räumlicher Strategien für die städtebauliche Transformation des Projektgebietes zu einem lebendigen, urbanen und aktiven Quartier.
Einst eines der dichtesten Viertel Europas
Im vergangenen Wintersemester beschäftigten sich die Studierenden im Rahmen des Städtebaulichen Projekts am Institute for Sustainable Urbanism, geleitet von Professorin Vanessa Miriam Carlow, mit einem Viertel im Magdeburger Stadtzentrum, das früher als „Knattergebirge“ bekannt war. Das Gebiet – vor seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg eines der dichtesten Viertel Europas – ist heute von fünfgeschossigen Wohngebäuden in Zeilenbauweise mit parkähnlichen Grünflächen geprägt. Angesichts eines erwarteten starken Bevölkerungszuwachses plant die Stadt Magdeburg eine städtebauliche Verdichtung des Quartiers, was zu der gelungenen Kooperation mit dem ISU führte.
In ihren Arbeiten entwickelten die Studierenden Visionen für eine nachhaltige Weiterentwicklung und funktionale Verdichtung des Viertels – aber auch Themen wie Klimaschutz und -anpassung oder nachhaltige Mobilität wurden adressiert. Insbesondere bei der Planung der Freiräume wurden sie dabei vom Institut für Landschaftsarchitektur unter der Leitung von Professorin Gabriele G. Kiefer unterstützt. Ein besonderes Augenmerk lag darüber hinaus auf dem Umgang mit dem städtebaulichen Erbe, den Bestandsgebäuden und der Lage zwischen Elbe und historischer Innenstadt. Die Studierenden schlugen die Schaffung neuer Wohn- und Arbeitsräume vor, die gemeinsam mit wichtigen Infrastruktureinrichtungen wie Schulen, Kitas, Handel und Gewerbe eine hohe Lebens- und Aufenthaltsqualität ermöglichen sollen.
Inseln, Hochpunkte und Nachbarschaften
Insgesamt sind unter Betreuung von Professorin Vanessa Miriam Carlow und ihrem Team um Daniel Grenz, Chantal Karadag, Olaf Mumm und Bodo Neuss 19 spannende Entwürfe entstanden, von denen vier besonders herausragen. Das Projekt „Die elf Inseln für Magdeburg“ (Dennis Cavga, Svenja Franzke, Franka Goth, Emily Kosche) schlägt als zeitgenössische Antwort auf die Homogenität der Großwohnsiedlungen vor, elf spezifische, unterschiedliche Nachbarschaften zu schaffen. Das Projekt „Blickpunkt Magdeburg“ (Carlotta Clément, Malte Ennulat, Leon Kahnert, Nele Linnemann) zielt darauf ab, den linearen Erschließungsraum der Jakobstraße durch eine Änderung der Straßenführung und gezielt gesetzte Hochpunkte zu einem großstädtischen Quartier zu verwandeln.
Der Entwurf „M³ Menschen – Miteinander – Magdeburg“ (Emma Grothoff, Luisa Heckmann, Berit Nolte, Sandra Steinbach) konzentriert sich auf kleinteilige Auf- und Anbauten zum Bestand der Nachkriegszeit. Aus den wenig abwechslungsreichen Bauten der Großwohnsiedlung entstehen auf diese Weise gestalterisch anspruchsvolle Umbauten. „Frische Brise für Magdeburg“ (Gerd Busemann, Robin Gollsch, Oscar Hartmann, Lucas Liebetruth) zeichnet sich durch eine gekonnt bauliche Verdichtung entlang der Elbe und kreativen Umgang mit der Ufergestaltung aus.
Ausstellung im Magdeburger IBA-Shop
Vom 29. Mai bis 30. Juni werden alle 19 Entwürfe, mit einem Fokus auf den genannten vier Beiträgen, im IBA Shop in Magdeburg, Breiter Weg 190, ausgestellt. Die Eröffnung findet am 28. Mai ab 15:30 Uhr im Beisein der Studierenden und des Teams vom Institute for Sustainable Urbanism statt.