Fragen und Antworten zur Zukunft Kinder-Uni startet im Oktober mit neuem Konzept
Ab 26. Oktober wird das Tentomax auch am Samstag voller Studierender sein. Sehr junge Studierende. Denn dann beginnt wieder die Kinder-Uni, die in diesem Jahr mit einem veränderten Konzept stattfindet. Wir haben mit der Projektleiterin Dr. Saskia Frank und der Moderatorin der Kinder-Uni, Dr. Petra Sandhagen, über die Veränderungen gesprochen.
Frau Frank, Frau Sandhagen, die Kinder-Uni gibt es bereits seit 2004 an der TU Braunschweig. In diesem Jahr findet sie zum ersten Mal in einem neuen Format statt. Welche Veränderungen erwarten die Kinder?
Petra Sandhagen: Die Kinder-Uni steht in diesem Jahr unter einem Leitthema: „Wissen bewegt Zukunft“. Sie wird damit auch an die TU-Night angebunden, die Ende Juni ebenfalls unter diesem Motto gefeiert wurde. Ich finde, das ist eine großartige Veränderung, weil die Vorlesungen der Kinder-Uni dadurch einen Rahmen bekommen. Die spannenden Themen, die wir schon immer hatten, erhalten einen Bezugspunkt.
Saskia Frank: Dazu gibt es ein neues Begleitkonzept. Eingerahmt werden die fünf Vorlesungen durch Themenbroschüren, die das Thema „Zukunft“ aus der fachlichen Sicht der Kinder-Uni-Referenten behandeln. Das erste Heft fächert wissenschaftliche Fragen zum Thema „Zukunft“ auf. Nach der Staffel erhalten die Kinder zum Abschluss das Antworten-Heft, damit sie später zu Hause alles Wichtige noch einmal nachlesen können.
Petra Sandhagen: Das macht auch noch einmal auf eine ganz andere Art und Weise neugierig auf die Veranstaltung. Die Kinder können schon vorher überlegen, was ihnen dazu einfällt, was sie erwarten und die Antworten darauf in den Vorlesungen suchen.
Warum wurde das Konzept der Kinder-Uni verändert?
Petra Sandhagen: Die Kinder-Uni ist seit 2004 durchgängig sehr gut nachgefragt. Trotzdem muss man Konzepte überarbeiten, auch wenn sie oder gerade wenn sie noch gut funktionieren. Das Leben der Kinder hat sich stark verändert, sie haben immer mehr Termine in der Freizeit. Damit die Kinder-Uni weiterhin ein besonderes Ereignis bleibt, haben wir das Konzept weiterentwickelt und an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. Die Frage war auch, wie kann man die Kinder-Uni noch besser einbinden an andere Angebote, wie zum Beispiel die TU-Night.
Saskia Frank: Auch das Studieren hat sich verändert. Die Kinder-Uni soll das Studieren nachempfinden, heruntergebrochen für Kinder. Ähnlich wie die Studiengänge erhalten die Schülerinnen und Schüler in der Kinder-Uni ein Oberthema, das verschiedene Teilaspekte näher beleuchtet.
Haben Sie sich dabei auch an anderen Kinder-Unis orientiert?
Saskia Frank: Wir haben uns schon immer von anderen Kinder-Unis unterschieden. Dadurch, dass wir immer das klassische Vorlesungsformat angeboten haben. Andere Kinder-Unis sind viel kleiner, arbeiten in Workshops, haben ein Ferienprogramm. Wir möchten die Kinder wie junge Erwachsene behandeln. Wir wollen Wissenschaft auf keinen Fall verniedlichen. Wissenschaft ist anspruchsvoll.
Petra Sandhagen: Wir wollen die Kinder einfach ernst nehmen und zwar als junge Studierende. Unterhaltsame, gut gemachte Wissenssendungen gibt es inzwischen sehr viele. Damit zu konkurrieren wäre schwierig. Und auch Workshops gibt es genug. Die Kinder erhalten kleine Studierenden-Ausweise, die sie jedes Mal abstempeln lassen müssen. Das ist den Kindern ganz wichtig und dieses Ernstnehmen wird von den Mädchen und Jungen auch wertgeschätzt.
Saskia Frank: Dazu kommt, dass die Kinder-Uni an der TU Braunschweig nicht allein steht. Wir haben sehr viele, hochwertige Angebote für Kinder und Jugendliche, wie das Agnes-Pockels-Labor, die Grüne Schule, die Erfinderwerkstatt, die Mathelernwerkstatt. Dort wird bereits viel experimentiert und ausprobiert, das müssen wir in der Kinder-Uni nicht zusätzlich anbieten.
Wir haben den Anspruch, Wissenschaftskommunikation in Form von Wissenstransfer in die Öffentlichkeit zu betreiben, und hier speziell Kinder anzusprechen.
Weshalb ist Kinder-Uni überhaupt wichtig? Muss man mit dem Wissenstransfer schon so früh anfangen?
Saskia Frank: Ja, das muss man. Viele Kinder empfinden MINT-Fächer als Hürde. Je früher man positive Erfahrungen macht oder erfährt, dass etwas kompliziert, aber doch spannend sein kann, stützt man die Selbstkonzepte der Kinder. Und auch wenn die Kinder nicht alles verstehen, gehen sie damit ganz unbeschwert um.
Petra Sandhagen: In diesem Alter – die Kinder-Uni wird für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren angeboten – lassen sich die Mädchen und Jungen wirklich begeistern. Oft bin ich erstaunt, welches Wissen sie schon mitbringen, welche Fragen sie stellen und wofür sie sich interessieren. Außerdem nehmen sie ganz viel daraus mit, dass Professorinnen und Professoren vorn stehen, die eine echte Begeisterung für ihr Fach ausstrahlen.
Und es werden Barrieren abgebaut. Zu Beginn der ersten Vorlesung sind die Schülerinnen und Schüler sehr beeindruckt, dass dort ein Professor oder eine Professorin steht. Am Ende gehen sie ganz selbstverständlich und unbefangen auf die Bühne und stellen ihre Fragen. Sie können sich plötzlich vorstellen, dass auch sie Wissenschaftler oder Wissenschaftlerin werden können. Damit kann die Uni auch für Kinder erschlossen werden, für die es vielleicht nicht der bereits vorgegebene Weg ist.
Um was wird es 2019 unter dem Thema „Wissen bewegt Zukunft“ in der Kinder-Uni gehen?
Saskia Frank: Wir freuen uns sehr, dass Professor Martin Korte vom Zoologischen Institut die diesjährige Staffel eröffnet. Er wird darüber sprechen, warum Lernen, Sport, Musik und Ernährung das Gehirn verändern. Professor Robert Hänsch vom Institut für Pflanzenbiologie erklärt, warum wir von Pflanzen lernen können. So wird er zum Beispiel erzählen, wie uns der Lotuseffekt im Alltag nutzt. Ein weiterer spannender Vortrag von Professor Jens Friedrichs vom Institut für Flugantriebe und Strömungsmaschinen dreht sich um die Frage, ob Flugzeuge elektrisch fliegen können und damit auch um die Frage, wie man Fliegen nachhaltiger gestalten kann. Professor Lars Wolf vom Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund beschäftigt sich damit, warum Autos miteinander kommunizieren sollten. In der letzten Vorlesung wird Professor Ludger Frerichs vom Institut für mobile Maschinen und Nutzfahrzeuge die Frage beantworten, wie Roboter in der Landwirtschaft funktionieren. Wie man sieht drehen sich alle Themen um das Oberthema Zukunft.
Wird die Kinder-Uni auch wieder in einem anderen Hörsaal für die Eltern übertragen?
Saskia Frank: Nein, leider in diesem Jahr nicht. Das Audimax, in dem sonst immer die Vorlesungen stattfinden, wird momentan saniert. Die Kinder-Uni findet deshalb im Tentomax statt. Dort besteht technisch nicht die Möglichkeit, die Vorlesungen in einen anderen Hörsaal zu übertragen. Die Eltern haben jedoch die Möglichkeit, sich einen Kaffee zu kaufen und sich auf verschiedene Hörsäle als Aufenthaltsräume im Haus der Wissenschaft zu verteilen. Die rund 800 Plätze im Zelt sollen ausschließlich den Kindern vorbehalten sein.
Wären Sie selbst gern zur Kinder-Uni gegangen?
Saskia Frank: Ich wäre samstags lieber spielen gegangen. (lacht) Mich haben als Kind einfach andere Dinge mehr interessiert. Und das habe ich dann auch studiert. Letzten Endes sollte jedes Kind frei entscheiden, was es in seiner Freizeit tun möchte. Und wenn man nicht zur Kinder-Uni gehen möchte, ist das auch in Ordnung. Auch wenn man natürlich so manches spannende Thema verpasst.
Petra Sandhagen: Ich wäre sehr gern zur Kinder-Uni gegangen. Was sicherlich daran liegt, dass ich aus einer typischen Nicht-Akademiker-Familie komme. Meine Eltern haben mich sehr gefördert, ohne selbst die Erfahrung dazu zu haben. Aber es haben auch immer Lehrkräfte eine große Rolle gespielt. Ich glaube, wenn sie meinen Eltern von diesem Angebot erzählt hätten, hätten sie mir sicherlich empfohlen, daran teilzunehmen.
Als ich angefangen habe zu studieren, war es für mich ein ganz neue Welt, mit der ich vorher nie etwas zu tun hatte. Deshalb wäre es spannend gewesen, bereits vorher über die Kinder-Uni einen Einblick zu erhalten.