„Die Ratschläge waren essentiell für meinen Weg“ Professor Boas Pucker über das Karriere-Mentoring für Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen
Seit 2021 gibt es an der TU Braunschweig ein Mentoring-Angebot insbesondere für Juniorprofessuren, TenureTrack-Professuren und Postdocs. Dabei handelt es sich um ein klassisches 1:1-Mentoring, das individuell zwischen den Teilnehmenden verabredet wird. Wichtigster Ausgangspunkt ist immer die Karriereentwicklung der Juniorprofessor*innen bzw. der Postdocs. Mit der Mentorin bzw. dem Mentor können sie sich unabhängig von Hierarchien über die Karriereentwicklung und -möglichkeiten austauschen und von den individuellen Erfahrungen etablierter Professor*innen profitieren. Professor Boas Pucker wurde 2021 als Juniorprofessor mit Tenure Track für Pflanzenbiotechnologie und Bioinformatik an die TU Braunschweig berufen. Er hatte sich bereits sehr früh nach seinem Start für das Mentoring angemeldet. Wir haben mit ihm über seine Erfahrungen dabei gesprochen.
Hatten Sie bereits vor Ihrer Zeit an der TU Braunschweig an einem Mentoring teilgenommen?
Ja, ich habe in meinem ersten Semester an der Universität Bielefeld an dem dort angebotenen, optionalen Mentoring teilgenommen. Das war eine sehr gute Erfahrung und hilfreich für mein Studium. Danach gab es keine Angebote für ein formales Mentoring im Hinblick auf meine Karriere. Während des Erwerbs des Bielefelder Hochschullehrzertifikats habe ich allerdings ein Mentoring zur Verbesserung meiner Lehre erhalten. Eine Kollegin aus der Psychologie hat mir damals viele gute Ratschläge gegeben. Das war förderlich für meine Lehrkompetenzen und damit auch indirekt für meine weitere Karriere.
Grundsätzlich habe ich jede Gelegenheit genutzt, um Karrieretipps von Forschenden der verschiedenen Karrierestufen zu erhalten. Dabei denke ich zum Beispiel an zahlreiche, lange Gespräche während des Mittagessens, beim Grillen, auf Sommerfesten oder bei Weihnachtsfeiern. Für die zahlreichen Ratschläge bin ich sehr dankbar und sie waren essentiell für meinen Weg an die TU Braunschweig.
Was war Ihr Anliegen, um das Mentoring-Angebot an der TU Braunschweig wahrzunehmen?
Ich wollte jede Gelegenheit nutzen, um Beratung für einen optimalen Start an der TU Braunschweig zu erhalten. Es ist sehr hilfreich, wenn ich nicht nur aus meinen eigenen Fehlern lernen muss, sondern auch auf die Erfahrungen anderer zurückgreifen kann. Als meine größte Herausforderung hatte ich administrative Prozesse identifiziert und suchte nach Lösungen für einen effizienten Umgang damit. Die beiden anderen, zentralen Themen waren Möglichkeiten für die Einwerbung von Drittmitteln und Strategien für den Aufbau einer eigenen Forschungsgruppe. Zusätzlich habe ich gehofft, mehr über die Strukturen der TU Braunschweig zu erfahren.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Mentoring an der TU Braunschweig gemacht?
Meine Erfahrungen mit dem Mentoring durch Professor Daniel B. Werz sind sehr gut. Zahlreiche Ratschläge haben mir bei der Vermeidung von Fehler geholfen. Wir haben uns zunächst online kennengelernt und nach meinem Start an der TU Braunschweig persönlich zu Gesprächen getroffen. Professor Werz hatte mir auch angeboten, dass ich mich auch nach seinem Wechsel an die Universität Freiburg jederzeit mit Fragen an ihn wenden kann.
Wem würden Sie es weiterempfehlen?
Generell würde ich ein Mentoring allen Forschenden an der TU Braunschweig empfehlen. Die Bedeutung eines guten Mentorings ist enorm und ich habe bereits stark davon profitiert.
Worauf sollte man achten, damit eine Mentoring-Beziehung gut funktionieren kann?
Aufgeschlossenheit für Ratschläge von erfahrenen Forschenden sind natürlich eine essentielle Voraussetzung für ein erfolgreiches Mentoring. Spezifische Fragen sind gut, aber auch ohne diese ist Mentoring hilfreich. Die Auswahl eines Mentors oder einer Mentorin sollte basierend auf den eigenen Erwartungen an das Mentoring getroffen werden. Mir war es sehr wichtig, einen Mentor aus der gleichen Fakultät, aber aus einem anderen Fach zu haben. Dadurch sind einerseits Einblicke in die Strukturen der Fakultät möglich und andererseits gibt es bei der Beratung keine Interessenskonflikte. Des Weiteren war mir eine Beratung durch einen erfahrenen und erfolgreichen Professor wichtig. Ausschlaggebend für meine Auswahl war, dass Prof. Werz einen ERC Grant eingeworben hatte.
Und was sollte aus Ihrer Sicht eine Mentorin bzw. ein Mentor mitbringen?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Bereitschaft, offen und ehrlich über die eigenen Erfahrungen, Fehler und Erfolge zu sprechen, finde ich sehr wichtig. Natürlich sind auch langjährige Erfahrungen in der Wissenschaft und an der TU Braunschweig wichtig.
Wie wichtig ist es, dass beide Seiten einen Draht zueinander haben?
Vertrauliche Gespräche sind die Grundlage für ein Mentoring. Ohne gegenseitiges Vertrauen und eine offene, direkte Kommunikation ist meiner Meinung nach kein effizientes Mentoring möglich. Da es sich um ein freiwilliges Angebot handelt und beide Seiten daran interessiert sind, sollte dies in den meisten Fällen gelingen. Daher kann ich nur meine Empfehlung wiederholen, es mit einem Mentoring zu versuchen.
Welche Vor- und Nachteile sehen Sie in dieser Form des Mentorings? Was wünschen Sie sich zur Verbesserung des Mentorings?
Grundsätzlich finde ich ein Mentoringangebot sehr wichtig und sehe nur Vorteile. Es ist gut, dass eine Teilnahme freiwillig ist, weil ein gezwungenes Mentoring meiner Meinung nach nicht funktionieren kann. Ich sehe auch nicht, warum jemand Unterstützung ablehnen sollte. Eine zusätzliche Beratung durch Mentoren auf verschiedenen Karrierestufen könnte hilfreich sein, um Hinweise aus unterschiedlichen Perspektiven zu erhalten. Mich würden zum Beispiel Erfahrungen von einer Person am Ende der Tenure-Track-Phase interessieren. Im Hinblick auf die bevorstehenden Evaluationen wäre das sehr hilfreich.