Denken in Alternativen – die „Zukünfte-Forscherin“ Zukunftsforscherin Stefanie Ollenburg entwickelt Szenarien im Exzellenzcluster SE²A
Die Zukunftsforscherin Stefanie Ollenburg ist seit Juli 2021 an Bord des Exzellenzclusters SE²A – Sustainable and Energy-Efficient Aviation – an der TU Braunschweig. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Institut für Designforschung unter der Leitung von Professor Gerhard Glatzel an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK) betreibt Szenario-Entwicklung und Nutzerforschung. Nicole Geffert hat sie getroffen.
Frau Ollenburg, was macht eine Zukunftsforscherin?
Eigentlich verstehe ich mich eher als Zukünfte-Forscherin, denn die eine Zukunft gibt es nicht, sondern mindestens so viele Vorstellungen davon, wie es Menschen gibt. Daher werden mit der Szenario-Entwicklung weniger Vorhersagen gemacht als vielmehr Orientierungs- und Handlungswissen generiert. Zukunftsforschungsergebnisse unterstützen Akteur*innen , verantwortliche Entscheidungen in der Gegenwart zu treffen. Zudem setzen wir mit den Szenarien Impulse, regen Diskussionen zwischen den Forschenden an, ermutigen sie zum Perspektivwechsel und dem Denken in Alternativen. Ich forsche sowohl mit quantitativen Ansätzen als auch mit qualitativen Methoden aus der Designforschung. Dabei richtet sich mein Fokus vor allem auf die Nutzer und Stakeholder, also auf Menschen mit ihren vielschichtigen Wünschen und Bedürfnissen. In der Forschungsarbeit im Cluster SE²A könnte eine Fragestellung beispielsweise lauten: In welchem künftigen Flugzeugdesign würden sich Reisende wohlfühlen und welches Design eher ablehnen?
Wie sind Sie zur Zukunftsforschung gekommen?
Mein Lebenslauf ist sehr dynamisch. Ich habe Advertising Design an der University of Art in San Francisco studiert. Anschließend war ich als Art Director in internationalen Werbeagenturen in New York, Berlin und Wien im Einsatz sowie einige Zeit als Konzept-Designerin selbstständig. Der Wunsch, Veränderungsprozesse anzustoßen und mitzugestalten, war für mich der Antrieb, Zukunftsforschung an der Freien Universität Berlin zu studieren. Dort begegnete ich dem Bereich Transformation Design, bei dem weniger Produkte als vielmehr Veränderungsprozesse konzipiert und gestaltet werden. Nach dem Masterabschluss arbeitete ich an der FU Berlin als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut Futur und später als Projektkoordinatorin in der Stabstelle für Nachhaltigkeit und Energie. Als ich die Ausschreibung der HBK las, habe ich mich sofort beworben, da die Stelle Zukunfts- und Designforschung verbindet. Zudem hatte ich schon immer eine Affinität zur Technik.
Worin liegt für Sie der Reiz, in dem interdisziplinären Forschungsverbund SE²A mitzuwirken?
Die Herausforderung ist, dass wir nicht ausschließlich das Flugzeug, sondern das gesamte Luftverkehrssystem in unsere Forschung einbeziehen. Die Komplexität macht die Aufgabe besonders anspruchsvoll und spannend. Mir liegt die interdisziplinäre Forschung, wie sie die Teams im Cluster SE²A praktizieren. Denn die Zukunftsforschung arbeitet generell interdisziplinär mit Wissenschaftler*innen aus Pädagogik, Soziologie, Psychologie, Ökonomie, Politik-, Sprach- und Ingenieurswissenschaften. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Ingenieur*innen und Naturwissenschaftler*innen, da ich mich gern in neue Denkweisen einarbeite.