Biologieunterricht der Zukunft: Zwischen Grüner Schule und sozialen Medien Alexander Büssing ist neuer Professor am Institut für Fachdidaktik der Naturwissenschaften
Biologie war schon immer sein Lieblingsfach. Da war es für Professor Alexander Büssing nur folgerichtig, sich für ein Biologie-Studium zu entscheiden – mit dem Ziel, Lehrer zu werden. Nach unterschiedlichen Stationen untersucht er jetzt in der Biologiedidaktik, wie biologische Lernprozesse verbessert werden können und wie ein zukunftsfähiger Biologieunterricht aussehen sollte. Seit Oktober leitet Professor Büssing die Abteilung Biologiedidaktik am Institut für Fachdidaktik der Naturwissenschaften. Hier beantwortet er unseren Fragebogen.
Herr Professor Büssing, warum haben Sie sich für die TU Braunschweig entschieden?
Die TU Braunschweig bietet für mich herausragende Möglichkeiten, meine wissenschaftlichen Ideen umzusetzen. So haben wir mit der Grünen Schule im Botanischen Garten ein eigenes Lehr-Lern-Labor direkt im Garten. Mehr als 1.000 Lernende können hier jährlich spannende Programme zu biologischen Themen besuchen, aber auch für die Lehramtsstudierenden bieten sich hier bereits früh in ihrem Studium Möglichkeiten für den Kontakt mit der Schulpraxis.
Nicht zuletzt bietet der Lernort für unsere Abteilung innovative Forschungsmöglichkeiten, da wir Themen wie Naturverbundenheit oder die Förderung von Umweltschutzmotivation im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung untersuchen können. Ein Gewinn also für alle Beteiligten.
Darüber hinaus gibt es am Standort eine längere Tradition, auch lebende Tiere mit einzubeziehen. Diese möchte ich in den nächsten Jahren in der Lehre mit einfachen Organismen wie Stabheuschrecken gerne wieder aufleben lassen.
Womit genau beschäftigen Sie sich in Ihrer Forschung? Wie würden Sie Ihre Arbeit einer Person erklären, die nicht mit dem Thema vertraut ist?
Ich bin Biologiedidaktiker und möchte gemeinsam mit meinem Team herausfinden, wie man biologische Lernprozesse verbessern kann. Das kann schulisches Lernen im Biologieunterricht betreffen, aber auch außerschulisches Lernen an Orten wie der Grünen Schule. Außerdem interessieren mich vermehrt neue Medienformen: Auch in den sozialen Medien werden wir jeden Tag mit biologischen Themen wie Klimawandel, Impfungen oder Artenvielfalt konfrontiert. Welche Kompetenzen sind notwendig, um hier echte Nachrichten von Fake News zu unterscheiden? Dazu gehört auch die Frage, wie zukunftsfähige Bildung eigentlich aussehen muss, ohne dabei die fachliche Perspektive zu verlieren.
Was sind die Hauptforschungsbereiche und -projekte, an denen Sie an der TU Braunschweig arbeiten werden?
Mein Forschungsgebiet ist die Biologiedidaktik, wobei mich drei Themenbereiche besonders interessieren: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Wissenschaftsreflexion. Ich bin fest davon überzeugt, dass ein zukunftsfähiger Biologieunterricht von der sinnvollen Einbindung digitaler Medien abhängt und stärker Themen der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung adressieren muss. Um diese Ziele zu erreichen, ist es jedoch notwendig über die Tragweite unserer Erkenntnisse Bescheid zu wissen, also etwas über das Wesen der Wissenschaften zu lernen.
Jedes meiner Projekte bezieht sich auf mindestens einen dieser Schwerpunkte. So untersuchen wir neben den Effekten von sozialen Medien beim Thema Klimawandel auch andere digitale Medien wie den Einsatz immersiver virtueller Realität. Aber natürlich ist nicht alles digital, daher untersuchen wir im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung ebenfalls die Lerneffekte von Originalobjekten wie Pflanzen und Tieren. Ein beispielhaftes Projekt aus dem Bereich der Wissenschaftsreflexion beschäftigt sich mit den Vorstellungen von Lehrkräften über die Biologiedidaktik, da hier meiner Meinung nach ein Schlüssel für den fehlenden Transfer zwischen Theorie und Praxis liegt.
Was hat Sie dazu bewogen, in diesem Bereich zu forschen?
Auch wenn meine eigene Schulzeit notentechnisch nicht immer erfolgreich war, war Biologie mein Lieblingsfach und ich hatte durch die Arbeit in Jugendgruppen ebenfalls Spaß am Umgang mit Menschen. Aus diesem Grund hatte ich mich für ein Lehramtsstudium in den Fächern Biologie, Germanistik und Philosophie entschieden. Im Studium haben wir gerade in den biologiedidaktischen Modulen viel darüber gelernt, wie Lernen funktioniert.
Dabei hat es mir besonders die Neurobiologie des Lernens angetan, da hier Emotionen eine wichtige Rolle spielen. Warum haben sie manchmal eine so große Wirkung auf uns und können beispielsweise bei Entscheidungssituationen klare rationale Gründe in den Schatten stellen? Fragen wie diese, die für mich im Studium noch nicht zufriedenstellend geklärt werden konnten, haben mich dann zu meiner Promotion in der Biologiedidaktik an der Universität Osnabrück geführt und inspirieren mich auch heute immer noch. Auch in meinen drei Forschungsbereichen lege ich daher besonderen Wert auf das Zusammenspiel rationaler und emotionaler Faktoren.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten aus?
Gestalten, Lernen, Inspirieren.