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Antrittsvorlesung von Prof. Helga Blocksdorf, Prof. Dan Schürch 12. July 2023 | 17:00 h - 18:00 h

Antrittsvorlesung “Über das Ausloten des Spannungsfeldes zwischen Entwurf und Konstruktion”

von Prof. Helga Blocksdorf, Institut für Baukonstruktion

Die überdringliche Frage der ökologischen Implikationen des Bauens führt zu einer Rekalibrierung des gesamtem Entwurfs- und Konstruktionsprozesses. Dabei zeigt sich, wie die Notwendigkeit einer radikalen Regeneration des Baugeschehens (Gengnagel) das Ausloten des Spannungsfeldes zwischen Idee, Konstruktion und Ressource herausfordert und die Erfindung gänzlich neuer Personæ auf der Bühne architektonischer Qualitäten provoziert.
Es gibt Stellen im Entwurf, an denen sich die Idee mit der Verpflichtung, den Fragen unserer Zeit gemäß – und
damit den Stand der Technik hinterfragend – zu bauen, mit planungsrechtlichen, bauphysikalischen, schall- und
brandschutztechnischen Vorschriften und vor allem mit strukturell-konstruktiven Fragen überlagert. Die gesamte
Komplexität der Anforderungen verdichtet sich zu einem scheinbar unlösbaren Problem.
Von Jan Turnovsky in der ‚Poetik des Mauervorsprungs‘ als die Sollbruchstelle zwischen dem Willensmoment des Konzeptes und dem Widerstandsmoment des empirischen Materials bezeichnet, entwickelt das gezielte
Aufsuchen dieser Stellen methodisch eine eigene, generative Kraft. Sie erweitert das Mies´sche
Konstruktionsverständnis zu einem verdichteten, entwurfstreibenden Moment, an dem ein Projekt möglicherweise droht zu scheitern und genau von dort ausgehend gelöst wird. Konzeptuell verlässt damit der Umgang zeitgenössischer Werke oftmals das klassische Verständnis der ‚Durchwesung bis ins Detail‘ und zeigt sich als erweiterungsfähiges Rhizom im Sinne der lebendigen Sprache Architektur.


Antrittsvorlesung “Plädoyer für eine Renaissance des Schönen”

von Prof. Dan Schürch, Institut für Entwerfen und Baugestaltung

Bis zum 18. Jahrhundert waren das Schöne, das Gute und das Wahre Schlüsselbegriffe aus der Erkenntnis der idealistischen Theorien. Erst mit der Aufklärung und dem modernen Subjekt wurde das Schöne in eine niedrigere Stufe der Erkenntnis verbannt. David Hume schreibt 1757: «Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters und niemand hat das Recht, einem anderen seine Vorstellung von Geschmack aufzudrängen».
Ist Schönheit nun subjektiv oder gibt es etwas wie eine objektive Schönheit? Kann Schönheit reguliert werden? Muss Schönheit nur funktional und ethisch korrekt sein oder muss sie gar wissenschaftlich hergeleitet werden? Sollen wir das Schöne begründen und dogmatisch Lehren?
Schönheit kommt in der aktuellen Architekturdiskussion kaum vor. Schön, nur ein Laienbegriff, den die
fachkundige Person ungern in den Mund nimmt. Als Fachleute meiden wir gerne den Begriff und benutzen lieber Wörter wie Ästhetik, Gestaltung und architektonische Haltung.
Vielleicht könnte aber das Konzept der Schönheit eine Renaissance erleben und sich zu einer Art
Schlüsselkonzept für die Gestaltung der Zukunft entwickeln.

Professor Dan Schürch ist seit dem 1. April 2020 neuer Leiter des Instituts für Entwerfen und Baugestaltung. Am 12. Juli findet gemeinsam mit Professorin Helga Blocksdorf die offizielle Antrittsvorlesung statt. Im Zeichensaal Rebenring (Grotrian) referiert Prof. Dan Schürch zum Thema “Plädoyer für eine Renaissance des Schönen”. Interessierte Zuhörer*innen sind herzlich eingeladen!

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