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Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Stephan Reichl, Prof. Dr. Stephan Scherneck, Prof. Dr. Matthias Schiedel 4. October 2023 | 15:00 h - 18:00 h

Antrittsvorlesung von

 

Antrittsvorlesung „Vom Wirkstoff zum Arzneimittel – Alternativmethoden zum Tierversuch“
von Prof. Dr. Stephan Reichl

In der präklinischen Entwicklung von Arzneimitteln werden zahlreiche tierexperimentelle Untersuchungen durchgeführt. Aufgrund der damit verbundenen Nachteile ergibt sich ein hoher Bedarf an Alternativmethoden. Durch Methoden des Tissue Engineerings lassen sich Gewebeäquivalente etablieren, die als In-vitro-Modelle im Sinne des 3R Prinzips zu einer Reduzierung und dem Ersatz von Tierversuchen beitragen können. In der Vorlesung werden an ausgewählten Beispielen die Entwicklung und Charakterisierung solcher Gewebekonstrukte sowie deren Verwendung als In-vitro-Modelle für biopharmazeutische Studien gezeigt. Zudem wird die Weiterentwicklung dieser Modelle durch Kombination der artifiziellen Gewebe mit mikrofluidischen Elementen zu Organ-on-Chip Testsystemen thematisiert.

Zur Person
Stephan Reichl studierte von 1992 bis 1996 Pharmazie an der TU Braunschweig und erhielt 1998 die Approbation als Apotheker. Im Jahr 2003 promovierte er in der Arbeitsgruppe von Prof. Christel Müller-Goymann am Institut für Pharmazeutische Technologie der TU Braunschweig. Es folgten der Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe im Bereich Tissue Engineering und 2013 die Habilitation zum Thema „Artifizielle Gewebe als In-vitro-Arzneistoffabsorptionsmodelle und Beiträge zur Rekonstruktion der Augenoberfläche“. Er erhielt die Venia Legendi für die Fächer Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie. Von 2013 bis 2016 war Stephan Reichl als  Vertretungsprofessor für Pharmazeutische Technologie an der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der Universität Hamburg tätig. Seit 2020 ist er Universitätsprofessor für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der TU Braunschweig. Der Forschungsschwerpunkt seiner Arbeitsgruppe liegt auf der Entwicklung, Charakterisierung und Validierung von 3D Zellkulturmodellen epithelialer und endothelialer Barrieren als Tierversuchsersatzmodelle in der präklinischen Forschung zur Untersuchung von Arzneistofftransportvorgängen.

Antrittsvorlesung „Vom Wirkstoff zum Arzneimittel – Lehren von Mäusen und Menschen“
von Prof. Dr. Stephan Scherneck

Die Prävalenz des Gestationsdiabetes oder „Schwangerschaftsdiabetes“ nimmt seit vielen Jahren kontinuierlich zu und stellt eine große Herausforderung für das Gesundheitswesen dar. Davon zu unterscheiden ist der Typ-2-Diabetes. Für dieses auch als „Altersdiabetes“ bezeichnete Krankheitsbild gibt es gut etablierte Behandlungsregime, während für den Gestationsdiabetes noch erheblicher Forschungsbedarf besteht. Beide Erkrankungen weisen eine Vielzahl gemeinsamer Risikofaktoren auf und werden durch nicht unerhebliche genetische Komponenten beeinflusst. Viele dieser komplexen Zusammenhänge sind jedoch noch unverstanden. Neben einem Überblick über den aktuellen Wissensstand zu Pathomechanismen und Therapieoptionen beim Menschen sollen in dieser Vorlesung experimentelle Strategien vorgestellt werden, die zu einem besseren Verständnis der Erkrankung beitragen sollen. Insbesondere die Maus ist ein wichtiger Modellorganismus, der dabei zur Aufklärung dieser Prozesse eingesetzt wird. Dabei werden Kompensationsmechanismen untersucht, die als mögliche Ansatzpunkte für neue Therapieoptionen dienen können.

Zur Person
Stephan Scherneck studierte von 1997 bis 2001 Pharmazie an der Humboldt-Universität zu Berlin und erhielt 2002 die Approbation als Apotheker. Von 2003 bis 2007 promovierte er in der Abteilung Pharmakologie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke. Anschließend war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am DIfE (Abteilungen Pharmakologie und Experimentelle Diabetologie), am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin Berlin-Buch (Forschungsgruppe Genetik metabolischer und reproduktiver Störungen) und am Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin tätig. 2015 wurde Stephan Scherneck zunächst zum Juniorprofessor und 2021 zum Universitätsprofessor für Klinische Pharmazie am Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmazie der Technischen Universität Braunschweig berufen. Seine Arbeitsgruppe beschäftigt sich vorwiegend mit den pathophysiologischen Grundlagen des Typ-2- und des Gestationsdiabetes.

Antrittsvorlesung „Vom Wirkstoff zum Arzneimittel – Auf Schatzsuche im Reich der Moleküle“
von Prof. Dr. Matthias Schiedel

Schwerpunkt der Forschung von Matthias Schiedel ist die Entwicklung molekularer Werkzeuge und Wirkstoffe für G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCRs). Diese Rezeptoren spielen eine wichtige Rolle für die Weiterleitung von Signalen und sind unter anderem an der Ausbildung von Licht-, Geruchs- und Geschmacksreizen beteiligt. Jedoch können GPCRs auch maßgeblich zur Entstehung von Erkrankungen beitragen und besitzen daher eine herausragende Bedeutung als Zielstrukturen für die Arzneistoffforschung. In seiner Antrittsvorlesung wird Prof. Matthias Schiedel insbesondere auf eine erst kürzlich identifizierte intrazelluläre allosterische Bindungsstelle an GPCRs eingehen, die neue Ansätze für die Arzneistoffforschung bietet.

Zur Person
Matthias Schiedel studierte Pharmazie an der Albert-Ludwigs-Universität (ALU) Freiburg. Nachdem er sein Pharmaziestudium 2010 mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, legte er im Rahmen des praktischen Jahres der Apothekerausbildung ein Diplom in Medizinischer Chemie ebenfalls an der ALU Freiburg ab. Während seiner Promotion im Arbeitskreis von Prof. Dr. Manfred Jung an der ALU Freiburg arbeitete Matthias Schiedel auf dem Gebiet der epigenetischen Wirkstoffforschung an der Entwicklung von Enzyminhibitoren. Nach Abschluss seiner Promotion mit Auszeichnung (summa cum laude) im Jahr 2016 folgte ein zweijähriger Postdoc-Aufenthalt am Chemischen Institut der University of Oxford im Arbeitskreis von Prof. Dr. Stuart Conway. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland leitete Matthias Schiedel von 2019 bis 2023 als Liebig‑Stipendiat eine Nachwuchsgruppe am Lehrstuhl für Medizinische Chemie der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg auf dem Gebiet der GPCR-basierten Wirkstoffforschung. Seit Juni 2023 ist Matthias Schiedel als Professor für Medizinische und Pharmazeutische Chemie an der TU Braunschweig tätig.

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