Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Anne Paschke, Prof. Dr. Markus Ludwig, Prof. Dr. Felix Rösel 7. December 2023 | 16:00 h - 19:00 h
Antrittsvorlesung “Bronze-, Blech- und Platinenzeit: Wirtschaftsgeschichte und Rechtswissenschaft in einer digitalen Gesellschaft”
- Prof. Dr. Anne Paschke, Institut für Rechtswissenschaften
- Prof. Dr. Markus Ludwig, Institut für Volkswirtschaftslehre
- Prof. Dr. Felix Rösel, Institut für Volkswirtschaftslehre
Antrittsvorlesung „Künstlich. Nicht intelligent – Regulierung von Innovation“ von Prof. Dr. Anne Paschke
Vor genau einem Jahr erlebte generative KI einen „iPhone-Moment“: die eigentlich gar nicht so neue digitale Innovation kam in die privaten Haushalte und avancierte zur Alltagsanwendung. Innerhalb von nur 6 Wochen hatte ChatGPT 100 Millionen Nutzer. Damit verbunden sind zahlreiche sinnvolle, hilfreiche und gewinnbringende Anwendungen, aber auch Fälle von Missbrauch und Grenzüberschreitung. Wie geht das Recht damit um? Brauchen wir neue Gesetze? Bringen Verbote etwas? In Ihrer Antrittsvorlesung stellt Prof. Dr. Anne Paschke die diskutierte Regulierung von KI vor und erörtert an zwei Beispielsfällen smarte Alternativen zu Verboten.
Zur Person
Anne Paschke studierte Rechtswissenschaft mit Schwerpunkt Informations- und Medienrecht an der Universität Passau, wo sie nach ihrem zweiten Staatsexamen am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Sicherheitsrecht und Internetrecht tätig war. Dort promovierte sie 2018 mit einer vielbeachteten und preisgekrönten Dissertation zur Digitalen Gerichtsöffentlichkeit. 2019 wechselte sie ins Bundeskanzleramt, wo sie bis September 2021 als stellvertretende Leiterin des Referats für Grundsatzfragen der Digitalpolitik wirkte. Zum 1. Oktober 2021 folgte sie dem Ruf auf eine Professur für Öffentliches Recht, Technikrecht und Recht der Digitalisierung an der TU Braunschweig; dort ist sie auch Direktorin des Instituts für Rechtswissenschaft und leitet die Forschungsstelle Mobilitätsrecht. Ihr Engagement für eine agile digitale Verwaltung wurde mit der Aufnahme als einzige Deutsche 2021 in die Liste der “Agile 50 – The World’s 50 Most Influential People Navigating Disruption“ ausgezeichnet. Das Global Future Council on Agile Governance des Weltwirtschaftsforums ehrt mit dieser Auszeichnung Führungspersönlichkeiten, die die Agilität von Regierungen, Regulierung und Politikgestaltung in der ganzen Welt vorantreiben. 2022 wurde sie von der Ministerpräsidentenkonferenz als Sachverständige in die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK), 2023 in den Vorstand des EDV-Gerichtstages gewählt. Das Magazin Capital zeichnete die Digitalrechtlerin bereits 2-mal durch die Aufnahme in die „40 unter 40“-Liste im Bereich Wissenschaft/Gesellschaft aus, 2023 wurde sie auch als Young GovTech Leader gekürt. Anne Paschke befasst sich in ihrer interdisziplinären, praxisorientierten Forschung mit den Gestaltungsbedingungen für eine gemeinwohlorientierte digitale Transformation von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Zu den zahlreichen eingeworbenen Forschungsprojekten zählt ihre Beteiligung im internationalen Konsortium zum Aufbau des Mobilitätsdatenraums der EU.
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Antrittsvorlesung „Die Bronzezeit und der Beginn der Zivilisation – Eine volkswirtschaftliche Perspektive“ von Prof. Dr. Markus Ludwig
Gute politische und ökonomische Institutionen bilden die Grundlage für Wohlstand. Insbesondere ein funktionierender Staat, internationaler Handel, kodifiziertes Recht und Justizwesen sind unabdingbar für langfristiges Wirtschaftswachstum. Allerdings sind Institutionen gesellschaftliche Regeln, aber keine Naturgesetze. Doch woher stammen diese Regeln? Wann wurden diese Institutionen geschaffen? Die Erschließung von Daten aus der Disziplin Ur- und Frühgeschichte erlaubt es nun der Volkswirtschaftslehre moderne quantitative Methoden zu nutzen, um diesen großen Fragen nachzugehen. In meiner Antrittsvorlesung werde ich darauf eingehen, wie ein neues VWL-Fach entsteht: Die empirische VWL der Ur- und Frühgeschichte. Methoden des Maschinellen Lernens erlauben die Umwandlung von unstrukturierten Textdokumenten und Artefaktbeschreibungen in numerisch ökonometrisch auswertbare Daten. Der Vortrag schließt mit der Beschreibung eines Forschungsprojekts zur Entstehung der Urbanen Revolution als Konsequenz von internationalem Metallhandel.
Zur Person
Markus Ludwig ist Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Empirische Wirtschaftsforschung und Ökonometrie an der TU Braunschweig. In seiner Forschung setzt er ökonometrische Methoden ein, um Forschungsfragen im Zusammenhang mit langfristigem Wachstum und Wirtschaftsgeschichte, Gesundheit, Klimawandel und Entwicklung, wirtschaftlicher Integration sowie politischer Ökonomie zu beantworten. Bevor er 2019 an die TU Braunschweig kam, war Markus Ludwig als Postdoc an der Universität Bayreuth und an der Universität Basel tätig, wo er 2014 auch promoviert wurde. Er ist CESifo Research Fellow und Mitglied des Entwicklungsökonomischen Ausschuss des Vereins für Socialpolitik.
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Antrittsvorlesung “Alter Graben, neue Daten: Ursachen der Ungleichheit zwischen Ost- und Westdeutschland” von Prof. Dr. Felix Rösel
Werden arme Regionen immer ärmer – und reiche Regionen immer reicher? Und wie hartnäckig halten sich regionale Ungleichheiten? Felix Rösel untersucht Ursachen und Folgen wirtschaftlicher und politischer Disparitäten. Ein prominentes Beispiel ist der gesellschaftliche Graben zwischen Ost- und Westdeutschland. Durch die Digitalisierung stehen neue Daten und Methoden zur Verfügung, um Ost-West-Unterschiede besser zu verstehen. In seiner Antrittsvorlesung zeigt Felix Rösel wie tief die Wurzeln der Ungleichheit zwischen Ost- und Westdeutschland reichen, ob Ost und West jemals zusammenwachsen und was wirtschaftspolitisch getan werden sollte.
Zur Person
Felix Rösel studierte Volkswirtschaftslehre und Rechtswissenschaft an der Universität Erfurt und der Technischen Universität Dresden. Anschließend arbeitete er als Doktorand am ifo Institut Dresden und wurde 2017 an der TU Dresden promoviert. Für seine Postdoc-Zeit am ifo Institut warb er eine eigene Stelle bei der DFG ein. Forschungsaufenthalte führten ihn nach Prag und Zürich. Seine Forschung wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem dem österreichischen Preis für Föderalismus- und Regionalforschung, dem Young Economist Award der Österreichischen Nationalökonomischen Gesellschaft und dem Heinz-König-Young-Scholar-Award des ZEW. Felix Rösel kommuniziert seine Forschungsergebnisse aktiv in Medien, Öffentlichkeit und Politik. Er wirkte an zahlreichen Gutachten auf Bundes- und Landesebene, Anhörungen in verschiedenen Landtagen oder als Mitglied der „Jungen Rentenkommission“ mit. Über seine Forschung berichteten zahlreiche regionale, nationale und internationale Medien, unter anderem ARD, ZDF, Deutschlandfunk, BBC, The Times oder Le Monde diplomatique. Seit Oktober 2021 ist Felix Rösel Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Stadt- und Regionalökonomik an der Technischen Universität Braunschweig. Felix Rösel ist außerdem CESifo-Affiliate und Forschungsprofessor am ifo Institut.