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Der Schein des Anderen – Empathie und virtuelle Beziehungen 22. Mai 2019 | 18:30 Uhr - 19:45 Uhr

In einer Zeit zunehmender virtueller Kommunikation stellt sich die Frage, welche Rolle die Empathie in virtuellen Beziehungen spielt. Der Vortrag unterscheidet dazu zwischen (1) zwischenleiblicher, (2) erweiterter und (3) fiktionaler Empathie, wobei sich letztere auf fiktive oder virtuelle Personen richtet. Empathie, so zeigt sich, ist nicht an den zwischenleiblichen Kontakt gebunden, sondern spielt auch in der virtueller Kommunikation eine große Rolle, allerdings mit dem Risiko der Projektion von Emotionen auf den Anderen. Auf dieser Grundlage analysiert der Vortrag die Virtualisierung in der gegenwärtigen Kultur, insbesondere die Simulation von Realität und die entkörperte Kommunikation.

Kommunikation und Verständnis – Akademie-Vorlesungen im Schloss

Kommunikation ist heutzutage ein Allerweltswort: von der unmittelbaren sprachlichen Begegnung zweier Menschen bis zum elektronischen Informationsaustausch über den ganzen Globus hinweg. Wie aber ist es mit der gegenseitigen Verständigung? Geht es um reine Datenübermittlung über feststellbare Sachverhalte? Geht es um die Gleichschaltung paralleler Prozesse über unterschiedliche Entfernungen hinweg aus dem Nano- bis in den kosmischen Makrobereich? Wie ereignet sich Kommunikation zwischen Menschen gleicher oder einander fremder Sprachen? Vollzieht sie sich nur auf der sprachlichen Ebene? Ist Kommunikation stets mit Verständigung verbunden? Kommunikation und Verständigung sind nicht gleichzusetzen. Beide Möglichkeiten menschlicher Beziehung ereignen sich nicht nur sprachlich sondern auch non-verbal emotional, leiblich-haptisch, mimisch und gestisch. Wie kommunizieren Menschen und Tiere miteinander und wie verständigen sich Tiere untereinander?

Über die sprachliche Kommunikation hinaus ist auch die von der Technik mitgeprägte Lebenswelt des Menschen nicht denkbar ohne das kooperative, auf Kommunikation gestützte Miteinander von Mensch und Maschine, von Mensch und Roboter. Das ist nicht nur mittels der unmittelbaren Nutzung technischer Handwerkszeuge möglich. Es bedarf der konkret und virtuell vermittelten Information und Koaktion in globaler Vernetzung.

Bleibt die Frage, ob die scheinbare Verselbständigung von technischer inkl. elektronischer Kommunikation nicht die bis in die selbsterlebte Leiblichkeit des Menschen reichende emotionale und existenzielle Dimension von Verständigung aus den Augen verliert. Verständigung ist mehr als Informationsaustausch. Wo immer Leben beteiligt ist am Prozess der Interaktion, geht es auch um nicht konkret Fassbares.

Die uns umspannenden Formen von Kommunikation und Verständigung zeigen vielfältige Aspekte, die den Menschen und seine Lebenswelt prägen, die auch um seiner selbst willen wert-orientiert reflektiert werden müssen.

Die geplante Reihe der Akademie-Vorlesungen im Schloss 2019 unter dem Thema „Kommunikation und Verständigung“ wird aus der Sicht verschiedener Natur-, Technik- und Geisteswissenschaften die Vielfalt deutlich machen.

Referent*in

Prof. Dr. med. Dr. phil. Thomas Fuchs, Klinik für Allgemeine Psychiatrie, Abteilung für Phänomenologisch-anthropologische Psychiatrie, Universität Heidelberg

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